Ansturm

Leere Regale und Artikelbeschränkungen – Chinesen stürmen Olympia-Fanshop

· Online seit 07.02.2022, 17:52 Uhr
Wer kennt sie nicht, die berühmten Fanartikel von Grossanlässen. Sei es das Maskottchen in Plüschform oder ein Schlüsselanhänger mit dem Logo. Auch von den Olympischen Winterspielen in Peking gibt es zahlreiche Fanartikel. Und diese sind heiss begehrt.

Quelle: PilatusToday / Daniel Schmuki

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Eigentlich wollte ich vor der Mittagspause im Media Center nur kurz einen Blick in den offiziellen Fanshop der Olympischen Spiele werfen. Sicher spannend, was es dort alles zu kaufen gibt. Doch daraus wird nichts. Es ist noch nicht einmal 12 Uhr und vor dem Laden stehen bereits massenhaft Leute an. Kurz nachdem ich die Warteschlange erblicke, drehe ich ab. Geschätzte 70 Leute stehen dicht hintereinander, als hätte es Corona nie gegeben.

«Das muss ich definitiv nicht haben», sage ich mir. Ich nehme mir aber vor, zu einem späteren Zeitpunkt zurückzukehren. Vermutlich habe ich mich einfach zu einer ungünstigen Zeit zum Fanshop aufgemacht. Am Abend ist es bestimmt besser. Gesagt, getan. Kurz vor 17 Uhr wage ich einen neuen Anlauf. Doch die Situation vor dem Olympia-Fanshop hat sich nicht im Geringsten geändert. Ich habe sogar das Gefühl, dass nun noch mehr Leute anstehen.

Nach einigem Zögern überwinde ich mich und stelle mich ebenfalls in die Reihe. Doch bis ich mich dazu durchgerungen habe, haben sich bereits fünf weitere Leute angestellt. Dumm gelaufen. Ich mache eine Challenge daraus und frage mich: «Wie lange wird es wohl dauern, bis ich im Fanshop bin?» Da nun wohl gegen 90 Leute anstehen, dürfte es mindestens eine halbe Stunde dauern, wohl eher länger.

Während sich die Warteschlange langsam nach vorne bewegt und ich um mich schaue, fällt mir auf: Es stehen fast nur Leute asiatischer Herkunft an. Kurz vor mir ist zwar noch ein russischer Journalist, der aber nicht sehr gesprächig ist. Er könne nicht gut Englisch, sagt er und wimmelt mich ab. Nochmals ein paar Reihen weiter vorne erblicke ich zwei bis drei Personen, die wohl aus Europa oder den USA stammen. Doch das wars.

Als ich mit den beiden jungen Frauen hinter mir ins Gespräch kommen, wird mir vieles klar. Sie erzählen, dass viele Leute keinen Zugang zu den offiziellen Fanartikeln der Olympischen Winterspiele haben. Daher hätten sie von der gesamten Verwandtschaft den Auftrag erhalten, ein Olympia-Souvenir für sie zu kaufen. «Das müssen sehr viele Verwandte sein», denke ich. Denn je näher ich dem Eingang des Fanshops komme, desto mehr fallen mir die teilweise fast leer geräumten Regale auf.

Dass viele Fanartikel regelrechte Kassenschlager sind, bestätigen Plakate neben dem Schaufenster. Diese weisen die Kundschaft darauf hin, dass lediglich zwei Plüschtiere oder vier Schlüsselanhänger aufs Mal gekauft werden können. Ansonsten hätten nicht alle Leute die Möglichkeit, an die Fanartikel zu gelangen.

Als ich dann endlich den Laden betreten darf – es ist mittlerweile bereits nach 18 Uhr – schlendere ich durchs Geschäft. Dabei werde ich links und rechts immer wieder von anderen Kunden überholt. Und sobald eine Mitarbeiterin eine Kiste mit Nachschub bringt, stürmen die Leute fast schon darauf los, viele von ihnen mit einem prall gefüllten Einkaufskorb im Schlepptau.

Ich muss schmunzeln und beobachte die Leute noch für ein paar Minuten. Viele von ihnen gleichen die Artikel im Einkaufskorb feinsäuberlich mit den Bildern auf dem Handy ab, die ihnen die Verwandten geschickt haben, damit sie ja nichts falsches kaufen. Andere wiederum telefonieren direkt im Laden und zeigen, wie knapp das Sortiment ist. Obschon das Treiben spannend und äusserst amüsant ist, verlasse ich kurz darauf den Laden. Für heute habe ich genug gesehen.

veröffentlicht: 7. Februar 2022 17:52
aktualisiert: 7. Februar 2022 17:52
Quelle: PilatusToday

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