Serie A

Rassistische Schiedsrichter? Dunklere Hautfarbe führt zu mehr Verwarnungen

· Online seit 26.02.2023, 15:10 Uhr
Forscher haben die Schiedsrichter-Entscheidungen der italienischen Serie A unter die Lupe genommen. Und fanden heraus: Je dunkler die Hautfarbe eines Spielers, desto häufiger und härter wird er verwarnt. Dabei spielt aber auch das Publikum eine Rolle.
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Die Schiedsrichter in der obersten italienischen Fussballliga Serie A geben mehr Gelbe und Rote Karten an Spieler mit dunkler Hautfarbe. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Beatrice Magistro und Morgan Wack, schreibt der «Guardian».

Insgesamt wird bei diesen Spielern 20 Prozent mehr ein Foul gepfiffen, sie bekommen elf Prozent mehr Gelbe Karten und 16 Prozent mehr Rote Karten. Untersucht wurden alle Spiele von 2009 bis 2019.

Computerspiel als Vorlage

Magistro von der Universität Turin sagt, dass in den meisten europäischen Ligen kaum Daten zur Hautfarbe der Spieler gesammelt werden, so könne man den Rassismus nur schwierig untersuchen. Für die Studie wurden 20 Hauttöne definiert – basierend auf den Kategorien der Fussballer im Computerspiel «Football Manager».

«Viele Studien haben sich bisher einfach auf die Ursprungsländer der Spieler verlassen. Oder alle Europäer als weiss und alle Südamerikaner als nicht-weiss definiert», sagt Magistro gegenüber «Sociology», wo die Studie publiziert worden ist. Diese einfache Unterscheidung sei problematisch.

Da Spieler je nach Position, Spielminuten oder Ursprungsliga tendenziell öfters foulen, wurde eine Regressionsanalyse gemacht, um die Faktoren abzuschwächen. Ein dunkelhäutiger Spieler kommt damit im Durchschnitt auf 3,9 Gelbe Karten und 0,22 Rote Karten pro Saison, bei hellhäutigen Spielern liegt der Schnitt bei 3,5 und 0,19 Karten.

Ist das Publikum schuld?

Doch zeigt das, dass die Schiedsrichter rassistisch sind? Nicht unbedingt. Magistro: «Wir denken, dass die Schuld nicht nur beim Schiedsrichter liegt – es ist möglich, dass das Publikum ebenfalls eine Rolle spielt.»

Denn in der Saison 2020/2021 waren wegen Corona keine Fans in den Stadien, in diesem Jahr war kein solcher Effekt bemerkbar. «Da es aber nur ein Jahr ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass der Rassismus nur auf die Fans zurückzuführen ist», sagt Magistro.

In Italien kommt es häufig zu rassistischen Vorfällen mit Fans. Mehrere Spieler haben sich bereits darüber beklagt, die Serie A hat diese Saison deshalb auch Untersuchungen gegen Fans von Lazio Rom und Napoli eingeleitet.

Viele Leute hätten den Forschern gesagt, dass diese Spieler vielleicht einfach aggressiver spielen würden. «Wir haben das ebenfalls untersucht. Das Gegenteil ist der Fall: Sie spielen weniger aggressiv, vermutlich wissen sie, dass sie eher bestraft werden.»

Positive Effekte erhofft

Für die Forscher zeigt es aber trotzdem, dass es etwas bringen kann, wenn Fans, die rassistisch auffallen, aus den Stadien verbannt werden. Magistro und Wack wollen nun weitere europäische Ligen untersuchen.

Hoffnung auf Besserung macht den Forschern eine ähnliche Untersuchung aus der amerikanischen Basketballliga NBA. Das Brookings Institute fand dort eine gleiche Situation vor. «Nachdem sie die Resultate veröffentlicht haben, haben sie ein paar Jahre später nochmals genau hingeschaut. Der Effekt war weg. Die Veröffentlichung hat offenbar zu einem faireren Spiel geführt», sagt Wack.

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veröffentlicht: 26. Februar 2023 15:10
aktualisiert: 26. Februar 2023 15:10
Quelle: FM1Today

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