Nach Sion-Niederlage

FCZ-Fans fordern Trainer Fodas Abgang – doch Canepa wartet zu

08.08.2022, 14:14 Uhr
· Online seit 08.08.2022, 12:23 Uhr
Gegen Sion sollte der erste Meisterschafts-Treffer fallen und der erste Dreier eingefahren werden. Am Schluss stand dann auch die Drei – zugunsten des Gegners. Was das mit Dreier-Abwehr und Dreifach-Wechsel zu tun hat und warum Foda nach drei Wochen schon angezählt ist.
Anzeige

Kaum pfiff Schiedsrichter Urs Schnyder die Partie ab, ertönten auch schon die ersten Pfiffe aus der Südkurve. Die Anhänger des FC Zürich sind nach dem 0:3 zuhause gegen Sion wütend, die Kommentare in den Sozialen Medien unterstreichen dies – auf Instagram und Twitter kursiert bereits der Hashtag #FodaOut. Ja, zumindest bei den Fans ist der Cheftrainer angezählt, nur drei Wochen nach seinem Debüt gegen die Young Boys, das gleich mit 0:4 verloren ging.

Macht in der Zwischenrechnung: vier Spiele, ein Punkt, ein Torverhältnis von 0:9, letzter Tabellenplatz. Eines Meisters ist das gänzlich unwürdig. Für Präsident Ancillo Canepa mag es noch zu früh sein – im Gegensatz zu den Fans –, über die Personalie Foda nachzudenken oder gar schon die Reissleine zu ziehen. Und doch stehen bis Wochenfrist zwei Final-Spiele für den Deutschen und seine Mannschaft an, die beide gewonnen werden müssen.

Im Derby am Sonntag muss ein Sieg her

Am Donnerstag empfängt der Stadtclub den nordirischen Rekordmeister Linfield zum Europa-League-Qualifikationsrückspiel. Das Hinspiel gewann der FCZ mit 2:0 – die Chancen stehen also gut, wenigstens diese Hürde zu packen, nachdem man in der ersten Runde spät, aber eben doch nicht überraschend an Karabach gescheitert war. Gegen Linfield muss der Frust der letzten Woche raus. Alles andere als ein Sieg wäre peinlich – Weiterkommen hin oder her.

Das wahre Finalspiel steht dann aber drei Tage später an. Am Sonntag kommts zum Derby gegen Aufsteiger Winterthur. Das Team von Bruno Berner hat ebenfalls erst einen Punkt auf dem Konto und wird ähnlich motiviert sein, sich aus der Baisse zu schiessen – gegen den Meister und Lokalrivalen FCZ erst recht. Als David gegen den vermeintlichen Goliath hat der FCW nichts zu verlieren. Zürich hingegen darf auf keinen Fall verlieren.

«Wir müssen schleunigst in die Spur finden», hatte Foda nach dem Sion-Spiel selbst gesagt. Ansonsten könnte es tatsächlich ungemütlich werden für den 56-Jährigen. Nur: Lässt er seinen Spielern überhaupt die Chance zu, in die Spur finden zu können? Sein Spielsystem, beziehungsweise Spielsysteme (Mehrzahl, da Foda viel rotiert und verschiedene Formationen ausprobiert), scheint eher zu verwirren als Vertrauen zu stiften.

Wie flexibel müssen die Spieler sein?

Vertrauen, das die Spieler in der vergangenen Saison ins gewohnte 3-5-2 hatten und in diesem fanden. (Selbst-)Vertrauen, das aktuell nicht vorhanden zu sein scheint: Gegen Sion ist die einst sattelfeste Dreier-Abwehrkette innert zehn Minuten zu einem Löchersieb verkommen. Folglich reagierte Foda mit einem Dreifach-Wechsel: Innenverteidiger Kryeziu und Omeragić sowie der Sechser Condé wurden positionsgetreu ersetzt – um Schadensbegrenzung zu betreiben.

Foda stellt hohe Ansprüche an seine Spieler und deren taktische Flexibiltät, lässt er mal im 3-5-2 spielen, dann plötzlich wieder mit einer Viererkette und einer Sturmspitze. Doch müssen sie überhaupt derart flexibel sein? Wäre nicht wichtiger, dass das Team richtig eingespielt ist und die Abläufe reibungslos funktionieren? Hierfür müsste endlich ein klares System her, an welchem auch kontinuierlich festgehalten wird.

Linfield ist der perfekte Aufbau-Gegner

Nach dem Sion-Spiel sagte Foda auch: «Im Aufbau dürfen keine Unkonzentriertheiten passieren, unabhängig davon, ob man mit Dreier-, Vierer- oder Sechserkette spielt.» Damit ist die Verantwortung auf die Spieler aber gar einfach abgewälzt. Die Verunsicherung kommt nicht von ungefähr, sie ist hausgemacht – hier liegt es am Trainer, die entsprechenden Massnahmen zu treffen, die den Spielern entgegenkommen.

Fühlen sich diese in einem fixen Spielsystem wohl, werden das die Fans bald wieder zu sehen und die Gegner zu spüren bekommen. Als Aufbau-Gegner kommt Linfield gerade recht, ein letztes Mal gewisse Dinge testen zu können – dem Zwei-Tore-Polster aus dem Hinspiel sei Dank. In Winterthur am Sonntag gilts dann ernst. Im Prestige-Duell muss ein anderer FCZ zu sehen sein. Sonst wird wohl bald mal auch Canepa ins Grübeln kommen.

veröffentlicht: 8. August 2022 12:23
aktualisiert: 8. August 2022 14:14
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch