Schweiz

Zürcher Fussballfans nerven sich über Planung von Nati-Spiel in Genf

Keine Extrazüge

Zürcher Fussballfans nerven sich über Planung von Nati-Spiel in Genf

11.03.2023, 13:20 Uhr
· Online seit 11.03.2023, 12:52 Uhr
Am 28. März läuft die Schweizer Fussballnationalmannschaft gegen Israel in Genf auf. Es geht um die Qualifikation für die Europameisterschaft 2024. Fans aus Zürich und anderen Teilen der Schweiz schauen, zumindest bei der Rückreise, in die Röhre.
Anzeige

Ein Fussballspiel ist ein Erlebnis und vor allem dann, wenn es um Europa- oder Weltmeisterschaften geht. Wie zum Beispiel am Dienstag, 28. März. Da trifft die Schweizer Nationalmannschaft auf Israel und kämpft um die Qualifikation für die EM 2024. Anpfiff ist um 20.45 Uhr in Genf.

Die Anfahrt von Zürich aus dauert über drei Stunden. Die SBB werben auf ihrer Homepage mit dem Angebot einer bequemen Anreise: «Reisen Sie stressfrei und ohne Parkplatzsorgen mit dem öffentlichen Verkehr zum Stade de Genève und unterstützen Sie unsere Nati bei ihrem Heimspiel», heisst es.

Extrazüge – aber nicht nach Zürich

Ab Bern ist ein Extrazug eingeplant, um die Fans pünktlich ins Stadion zu bringen. Für den Rückweg ist ebenfalls ein Extrazug gelistet, dieser fährt aber nur von Genf nach Bern. Genau das stösst Fussballfan Adrian* aus Zürich sauer auf, wie er gegenüber ZüriToday sagt. Wie kommen er und seine Freunde nach dem Spiel nach Hause? Bequem und stressfrei auf jeden Fall nicht.

Er und seine Freunde hätten schon etliche Szenarien durchgespielt, wie sie denn von Genf wieder nach Hause kommen. «Wir müssen ja auch alle am nächsten Tag wieder arbeiten», so der Fussballfan. «Wir haben schon überlegt, mit dem Flixbus nach Freiburg zu fahren und dann den Zug nach Zürich zu nehmen. Da könnten wir im Bus schlafen, das ist angenehmer als in Bern am Bahnhof», meint er.

Hotelzimmer in Frankreich

Da zeitgleich in Genf die Uhrenmesse stattfindet, seien die Hotels überteuert und auch schon gut gebucht. «Einer meiner Freunde hat sich jetzt ein Hotelzimmer in Frankreich gebucht», erzählt Adrian* weiter.

Bei den SBB hat er sich auch schon gemeldet und gefragt, wieso man denn nicht mehr Extrazüge einsetze. Dort versteht man, dass aus der Sicht der Fans mehr Verbindungen wünschenswert wären. Wenn die Organisatoren jedoch keine Extrazüge bestellen, sprich dafür aufkommen, lohne sich das für die SBB selten. Ausschliessen würde man die Extrazüge zwar nicht, es sei aber «momentan einfach kein Marktbedürfnis vorhanden».

Zwischen Minibus und Flugzeug 

Kein Markt für ein Spiel, bei dem es um die Qualifikation für die Europameisterschaft geht? Unverständlich für die Fussballfans. Sie hätten sich sogar überlegt, von Genf nach Zürich zu fliegen und einige Stunden am Flughafen zu schlafen, für die Zürcher ist das aber aus ökologischer Sicht auch blöd.

«Wahrscheinlich können die SBB gar nicht so viel dafür», meint er. Auf einer Hässig-Skala von 1-10 sei er gegenüber den SBB wohl etwa auf dem Level einer 5. Bei den Organisatoren sieht es anders aus. «Wieso setzen die Verantwortlichen einen so wichtigen Match, der so spät beginnt, ins am weitesten entfernte Stadion der Schweiz? Basel, Bern oder gar Zürich eignen sich für so späte Spiele besser», sagt er.

«Wenn die Verantwortlichen wirklich nicht daran gedacht haben, wie die Leute heimkommen, dann bin ich den Verantwortlichen so 8,7 von 10 böse», macht der Fussball-Aficionado seinem Ärger Luft.

SBB stufen Nachfrage als gering ein

Die SBB nehmen Bezug auf die Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Fussballverband (SFV) und schreiben: «Die SBB ist jeweils mit dem Fussballverband SFV in engem Kontakt, um die Planung für solche Länderspiele zu machen. Dabei wird die potentielle Besucherzahl, die Zeit, der Ort etc. berücksichtigt und daraus wird ein Zug-Angebot abgeleitet». Weil der Spielschluss erst kurz vor 23 Uhr ist, wäre man erst um ca. 2 Uhr in Zürich und von dort aus hätte man keine weiteren Anschlüsse, schreibt SBB-Mediensprecher Martin Meier. «Die Erfahrungen von anderen Spielen haben gezeigt, dass die Nachfrage gering sein wird», meint Meier abschliessend.

Antwort vom Fussballverband

Beim Schweizerischen Fussballverband heisst es auf Anfrage: «Die Nationalmannschaft vertritt die gesamte Schweiz und die Menschen aller Regionen unseres Landes. Deshalb spielt sie ihre Spiele in allen Landesteilen unseres Landes, wozu auch die Romandie gehört», schreibt Adrian Arnold, Mitglied der Geschäftsleitung.

Man gehe auch davon aus, dass viele Gäste aus Israel im Stadion mitfiebern werden, so Arnold, und verweist auf das Angebot der Extrazüge der SBB. Auf die Spielzeiten habe man keinen Einfluss. «Natürlich ist es bedauerlich, dass durch die späte Anspielzeit kleinere Orte in anderen Landesteilen mit dem ÖV nicht mehr immer alle erreichbar sind», schreibt Arnold.

Adrian* und seine Freunde informieren sich jetzt über die Möglichkeit eines Minibusses. Dann müssten sie halt auslosen, wer im Stadion kein Bier zum Fussballmatch trinken darf.

*Name geändert

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 11. März 2023 12:52
aktualisiert: 11. März 2023 13:20
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch