Nationalrat

Wer am meisten schwänzte – und wer keine einzige Sitzung ausliess

· Online seit 28.12.2022, 14:18 Uhr
Der Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel ist auch diese Session der unangefochtene Absenzenkönig im Parlament. Am anderen Ende der Liste ist ebenfalls ein SVP-Nationalrat. Doch schaut man die Parteien an, zeigt sich ein anderes Bild.
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In der Schule wäre Roger Köppel längst verwiesen worden, hätte er da ebenfalls so oft gefehlt wie im Nationalrat. Seit den Wahlen 2019 verpasste er 19,2 Prozent der Abstimmungen im Nationalrat. Dies zeigt eine Auswertung des «Blicks». In den letzten drei Jahren fehlte Köppel an 21 Tagen unentschuldigt, also ganze 13 Prozent der Sessionszeit.

Top 10 der Absenzen

Bei den verpassten Abstimmungen hat Köppel allerdings keinen grossen Vorsprung: Mitte-Nationalrat Martin Landolt ist ihm mit 19 Prozent knapp auf den Fersen. Und auch Martin Bäumle (GLP, 18,6 Prozent) und Stefan Müller-Altermatt (Mitte, 18,4) fehlten bei einigen Abstimmungen. In der folgenden Grafik siehst du die Top 10:

Top 10 der Anwesenden

Während Kollege Köppel durch Abwesenheit auffiel, glänzte SVP-Nationalrat David Zuberbühler mit einer komplett weissen Weste. Er fehlte an keiner einzigen Abstimmung. Gegenüber «Blick» sagte er, dass er seinen Job sehr ernst nehme, denn: «Das Abstimmen gehört zu den wichtigsten Aufgaben von uns Politikern.» Die zehn Politikerinnen und Politiker in der folgenden Grafik fehlten allesamt an weniger als 10 der 3925 Abstimmungen, die für die Auswertung berücksichtigt wurden.

Welche Partei schwänzt am meisten?

Bei den Parteien hingegen fehlt die GLP im Schnitt am meisten: Die durchschnittliche Absenzenquote liegt bei den Grünliberalen bei 5,4 Prozent, gefolgt von der Mitte mit 4,8 Prozent.

Was bedeutet das überhaupt?

Wie oft ein Parlamentarier oder eine Parlamentarierin fehlt, sagt natürlich nichts über die Qualität der Person aus. Der Nationalrat stimmt nicht selten an einem Tag mehrere Dutzend Male ab, da passiere es schnell, dass eine Abstimmung verpasst werde. Absenzenkönig Köppel wollte sich gegenüber dem «Blick» nicht dazu äussern. Der zweitplatzierte Landolt sagte, dass es wichtigeres gebe, als einfach den Abstimmungsknopf zu drücken. Als Beispiel nennt er die Kommissionsarbeit.

Mitte-Nationalrat Müller-Altermatt gibt sich selbstkritischer. Eine so hohe Quote wie seine sei «eigentlich nicht vertretbar». Allerdings kamen ihm die Geburt seines fünften Kindes sowie Krankheitsfälle in der Familie dazwischen. Zur Quote sagt er: «Ich wäre noch so froh gewesen, sie wäre tiefer.»

Bäumle hingegen verweist auf sein anderes politisches Mandat: Das Amt als Stadtrat in Dübendorf ZH sei Grund für die vielen Absenzen in Bern. Er sagt: «Es gibt Terminkollisionen – und dann muss ich priorisieren.» Dennoch: «Geht es um zentrale Geschäfte oder könnte es knapp werden, gehe ich natürlich abstimmen.» (jaw)

veröffentlicht: 28. Dezember 2022 14:18
aktualisiert: 28. Dezember 2022 14:18
Quelle: Today-Zentralredaktion

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