Hormoncocktail

Umstrittene Methode soll helfen, Abtreibung rückgängig zu machen

20.10.2022, 11:42 Uhr
· Online seit 20.10.2022, 11:42 Uhr
Ein Abbruch des Abbruchs sozusagen – das verspricht die Methode «Abortion Pill Reversal», die von Abtreibungsgegnern unterstützt wird. Recherchen zeigen aber: Über die Risiken wird nicht genügend aufgeklärt.
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Die Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK) bietet eine in den Vereinigten Staaten entwickelte Methode an, mit welcher ein Schwangerschaftsabbruch rückgängig gemacht werden kann. «Abortion Pill Reversal», (APR) wie die Methode heisst, propagiert, in einem Zeitfenster von bis zu 48 Stunden nach Einnahme der Abtreibungspille die Schwangerschaft dennoch aufrechtzuerhalten. Die Pille werde neutralisiert, das Baby komme gesund zur Welt. Die Erfolgsrate liege bei knapp 80 Prozent.

Voruntersuchung war nicht nötig

Gemäss der Website der SHMK, über welche die Methode angeboten wird, bereuen zehn Prozent der Frauen ihren Abtreibungsentscheid. Mit der APR-Methode könnten folglich also rund 600 Ungeborene pro Jahr gerettet werden. So überrascht nicht, dass sie in der Vergangenheit auch schon von Abtreibungsgegnerinnen und Gegnern beworben worden ist.

Die Methode ist allerdings höchst umstritten: Der Hormoncocktail, der während insgesamt acht Wochen eingenommen werden müsse, besteht aus Duphaston und Utrogestan – das seien sehr starke und experimentelle Medikamente beziehungsweise Dosierungen, kritisieren gynäkologische Fachgesellschaften. Und das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) konnte mittels verdeckter Recherchen aufdecken, dass sich betroffene Frauen keiner Voruntersuchung zu unterziehen hätten.

«Kein verantwortungsvolles Handeln»

Das SHMK hingegen beteuert, dass die Methode nicht mit Risiken verbunden sei. Eine ärztliche Voruntersuchung habe ja bereits im Vorfeld der Abtreibung stattgefunden, weshalb eine weitere hinfällig sei. Fakt ist: Die Medikamente sind für den Zweck der Schwangerschaftserhaltung nicht zugelassen; die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht.

Des Weiteren müssten betroffene Frauen ihr schriftliches Einverständnis für die APR-Methode geben – laut SRF sei dies in konkreten Fällen aber nicht verlangt worden. Auch sei ein Hinweis auf die Nicht-Zulassung des Hormoncocktails ausgeblieben. «Das ist kein verantwortungsvolles ärztliches Handeln», wird eine Gynäkologin von SRF zitiert.

(mhe)

veröffentlicht: 20. Oktober 2022 11:42
aktualisiert: 20. Oktober 2022 11:42
Quelle: Today-Zentralredaktion

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