Bundesrat

Ueli Maurer, der Fettnäpfchen-König

30.09.2022, 14:27 Uhr
· Online seit 19.09.2021, 07:52 Uhr
Schlafmaske statt Mundschutz, Blamage auf CNN oder Gästebucheintrag mit Rechtschreibfehlern. Manchmal hat der Finanzminister auch einfach «kä Luscht», verrechnet sich oder beleidigt den Aargau. Vorhang auf für 12 legendäre Ueli-Maurer-Momente aus 14 Jahren als Bundesrat.
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Er hat im Laufe seiner über 40-jährigen Polit-Karriere die einflussreichsten Menschen der Welt getroffen, ist verheiratet, hat sechs Kinder und verbringt seine Ferien als Patriot nach eigener Aussage hauptsächlich in der Schweiz. Ein waschechter «Bünzli», der sich keinerlei Fehltritte erlaubt. So könnte man meinen.

Von wegen: Während der Corona-Pandemie posierte der Bundesrat im T-Shirt der Massnahmenskeptiker (ArgoviaToday berichtete). Sein erster Auftritt, der für Aufregung sorgte? Von wegen! In seiner 12-jährigen Amtszeit als Bundesrat ist der 71-Jährige schon in so manches Fettnäpfchen getreten. Wir lassen zwölf kontroverse Momente nochmals Revue passieren.

1. Maurers «Aff-färe»

September 2013, kurz vor der Gripen-Abstimmung. Es hätte eine Reportage über Ueli Maurer an seinem wichtigsten Sessionstag werden sollen. «10vor10» begleitet den Magistraten während der Abstimmung. Ein SRF-Kameramann folgt Bundesrat Maurer bis ins Parlament. Der SVP-Bundesrat schüttelt zunächst verständnislos den Kopf und betitelt den Kameramann dann live und im TV deutlich hörbar als «Aff». Später verteidigt sich der Magistrat und betont, dass seine Bitte, ihn an jenem Morgen nicht zu begleiten, von den Journalisten ignoriert wurde.

2. Vergleicht Frauen mit «Gebrauchtgegenständen»

April 2014, eine Veranstaltung im Vorfeld der Kampfjet-Abstimmung in Zug. In Anspielung auf die veraltete Tiger-Flotte fragt der SVP-Bundesrat, wie viele 30-jährige «Gebrauchtgegenstände» das Publikum noch zu Hause habe. Darauf antwortet Maurer gleich selber, dass es bei ihm nicht mehr viele seien. Eine Ausnahme bilde die Frau, die den Haushalt schmeisse. Währenddem einige die Äusserungen von Maurer zu Frauen mit Humor nehmen, zeigen sich andere entsetzt und fordern Maurer via Twitter unter dem Hashtag «#GebrauchtBR» gar zum Rücktritt auf.

3. Sohnemann mit Cannabis verhaftet 

Juni 2014, die Zürcher Polizei erwischt den jüngsten Sohn des SVP-Bundesrats mit einer kleinen Menge Cannabis. Ueli Maurers Sohn widersetzt sich der Kontrolle und wird daraufhin von der Polizei festgenommen. Seine Kollegen nehmen ihn aber in Schutz und sagen gegenüber Blick, es sei ein blöder Zufall, dass es ihn getroffen habe, er kiffe nicht oft. Trotzdem ist es nicht das erste Mal, dass Ueli Maurers Familie mit Cannabis für Aufsehen sorgt. Bereits 2004 wurde bekannt, dass im Garten der Maurers in Hinwil Hanfpflanzen angepflanzt worden waren. Bizarr: Als SVP-Politiker ist Maurer Verfechter eines harten Vorgehens gegen jeglichen Drogenkonsums.

4. Ueli Maurer hat «kä Luscht»

Oktober 2015, Bundesratswahlen. Ueli Maurer wird mit einem Glanzresultat wiedergewählt. SRF-Reporter Gion-Duri Vincenz will diesen emotionalen Moment festhalten, live im TV. «Herr Bundesrat, darf i schnell?», beginnt er das Interview und wendet sich Ueli Maurer zu, um ihm ein paar Fragen zu stellen. Doch dieser entgegnet sogleich: «Nei, kä Luscht.»

5. Ueli Maurer beleidigt den Aargau

Juli 2017, eine Bundesratsreise führt durch den Aargau, den Heimatkanton der damaligen Bundesrätin Doris Leuthard. Diese ist stolz, ihren Amtskolleginnen und Amtskollegen die verschiedenen Facetten und schönen Landschaften des viertgrössten Schweizer Kantons zu zeigen. Ueli Maurer zeigt sich wenig begeistert: «Der Aargau ist ein Durchschnittskanton. Nirgends richtig spitze, aber auch nirgends am Schluss, bodenständig, solid.» Damit macht er sich im Rüebli-Kanton kaum Freunde.

6. Budget-Fail: Finanzminister verrechnet sich

Februar 2019, der Finanzminister verrechnet sich, und zwar in Milliardenhöhe: Statt 300 Millionen wies die Bundeskasse 2018 einen Überschuss von 2,9 Milliarden Franken auf. Dies entspricht über 777'000 SBB-GAs, wie Watson nachgerechnet hat.

7. Ueli Maurer, unser heimlicher TikTok-Star? 

April 2019, Staatsvisite in China. Bei einem Besuch des Internet-Technologieunternehmens «ByteDance» erliegt Ueli Maurer dem Charme von «TikTok». In seiner Funktion als Bundesrat kann Maurer ja vieles steuern. Die Regentropfen scheinen sich dem Magistraten aber zu widersetzen. Nun ja, die Filter setzten etwas Übung voraus. Mit der Karriere als «TikToker» wird's bei Maurer aber wohl trotzdem nichts.

8. CNN-Interview in gestottertem Englisch

Mai 2019, als erster Schweizer Bundespräsident überhaupt darf der Finanzminister das Weisse Haus besuchen und mit US-Präsident Donald Trump ein Gespräch führen. Anschliessend stellt sich Maurer dem TV-Sender CNN für ein Live-Interview zur Verfügung. Die in Englisch gestellten Fragen der Moderatorin scheinen den Bundespräsidenten immer wieder zu überfordern. Die Fragen werden im Hintergrund gut hörbar ins Schweizerdeutsche übersetzt. Der Bundespräsident kann zu mehreren Themen aber keine Auskunft geben. Er scheint nicht recht mitzukommen und versteht eine Frage nicht. Als die Moderatorin diese wiederholt, antwortet Maurer in holprigem Englisch: «I can nothing say to this issue.» Wie Maurer später erklärt, hörte er die Moderatorin nicht.

9. Gästebucheintrag im «Withe House» mit Patzern

Mai 2019, oh je, Ueli Maurer hatte im Englischunterricht vielleicht wirklich einen Fensterplatz. Während des Besuchs im Weissen Haus schreibt sich der damalige Bundespräsident ins Gästebuch ein: «Thank you for the invitation to the Withe House. Togethe ahead! Ueli Maurer. Präsident Switzerland.» Mit einer Durchschnittsquote von einem Fehler pro Satz fragt man sich, ob Ueli Maurer statt des Fensterplatzes dem Englischunterricht vielleicht ganz ferngeblieben ist.

10.  Feiern wir unser Nationalfeiertag am 22. Juli, Herr Bundesrat? 

22. Juli 2019, oder ist etwa doch schon der 1. August? Bundespräsident Ueli Maurers 1. August-Rede landet ganze zehn Tage zu früh auf Youtube. Darin richtet sich der damalige Bundespräsident an die über 750'000 Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer und sagt unter anderem: «Heute am 1. August verbindet uns sehr vieles, die gemeinsame Geschichte unseres Landes seit über 700 Jahren.» Auch die Werte erwähnt der Magistrat: «Die Pünktlichkeit, die Zuverlässigkeit, die Bescheidenheit, der Fleiss.» Die Pünktlichkeit trifft auf Maurer so gut zu, dass es schon eher übereifrig verfrüht wirkt.

11. Schlafmaske statt Mundschutz 

September 2020, Besuch des österreichischen Kanzlers Sebastian Kurz in der Schweiz. SVP-Bundesrat Maurer tanzt etwas aus der Reihe: Maurer trägt seine Maske über seinen Augen statt über Mund und Nase. Durchblick? Fehlanzeige. Ein guter Schutz in Corona-Zeiten sieht anders aus. Immerhin: Kanzler Kurz bekommt von diesem Lapsus nichts mit.

12. «Bin ja zäh, eine Impfdosis reicht»

Februar 2021, die Impfungen gegen das Coronavirus sind in vollem Gange. In einem SVP-Livestream sagt Bundesrat Ueli Maurer, er habe die erste Impfdosis erhalten. Auf die zweite Impfung wolle er aber verzichten, da er «zäh» sei. Drei Monate später lässt er auf die Frage eines Journalisten aber verlauten, dass er inzwischen die zweite Impfdosis doch erhalten habe.

veröffentlicht: 19. September 2021 07:52
aktualisiert: 30. September 2022 14:27
Quelle: ArgoviaToday

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