Seit Pandemie

Suizidversuche durch Vergiftungen bei Jugendlichen steigen an

11.10.2022, 16:31 Uhr
· Online seit 04.08.2022, 11:56 Uhr
Pro Tag führt «Tox Info Suisse» rund 110 Beratungen zu Vergiftungen durch. Besonders zugenommen haben dabei die beabsichtigten Vergiftungen bei Jugendlichen. Eine Übersicht, wer bei der Beratungsstelle anruft und was die Gründe dafür sind.
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Ab Herbst 2020 haben Anfragen zu Suizidversuchen von Jugendlichen bei der Hotline für Vergiftungen signifikant zugenommen. Bei Jugendlichen unter 15 Jahren verzeichneten die Betreiber der Notrufnummer 145 sogar eine Verdoppelung entsprechender Anfragen. Das schreibt «Tox Info Suisse» in einer Mitteilung.

Wer ruft bei der Beratungsstelle an?

Im letzten Jahr hat Tox Info Suisse fast 40'000 Beratungen durchgeführt, pro Tag sind das knapp 110 Anrufe. Die Anzahl Anrufe liege somit im Schnitt der vergangenen Jahre. Die Website-Aufrufe sind jedoch angestiegen: 2021 verzeichnete die Seite 666'000 Aufrufe. Dies entspricht zwar wenig mehr gegenüber 2020, jedoch über 30 Prozent mehr gegenüber dem Vorpandemiejahr.

Die Anfragen kamen dabei grösstenteils aus der Bevölkerung (70 Prozent) und zu einem Viertel von medizinischen Fachpersonen. Der Rest kam laut Mitteilung von weiteren Stellen. Über die Hälfte der Beratungen betrafen zudem Kinder oder Jugendliche unter 16 Jahren, wobei der Anteil Knaben und Mädchen etwa gleich ist. Anders siehts bei Erwachsenen aus: Frauen sind öfter betroffen (59 Prozent) als Männer (41 Prozent). Vier Prozent aller Anrufe betrafen Tiere – darunter vor allem Hunde und Katzen.

Welche Stoffe führten zu Vergiftungen und zu Todesfällen?

Bei den 260 schweren Vergiftungen waren grösstenteils Medikamente die Ursache, aber auch Genussmittel, Drogen und Alkohol. Von den 13 Todesfällen sind acht durch Medikamente bedingt, zwei durch Drogen und je einer durch Reinigungsmittel, Chemikalien und eine Pflanze. Bei den Opfern handelt es sich ausschliesslich um Erwachsene.

Zudem sind auch zwei Tiere an Vergiftungen gestorben – eines durch einen Schlangenbiss, das andere wegen Nahrungsergänzungsmittel.

Wie kam es zu Vergiftungen?

Rund 80 Prozent waren Unfälle, wobei die Vergiftungen nicht beabsichtigt waren. Diese finden meist im häuslichen Umfeld statt. «Akut beabsichtigt» waren laut Mitteilung 15 Prozent, bei der grössten Anzahl davon handelt es sich um Suizidversuche.

Die Suizidversuche bei Jugendlichen hätten ab Herbst 2020 signifikant zugenommen. Besonders betroffen sind Jugendliche unter 15 Jahren, bei denen eine Verdoppelung zum Vorjahr stattgefunden hat. Junge Menschen verwenden dabei oft einfach verfügbare Schmerzmittel aus der Hausapotheke.

veröffentlicht: 4. August 2022 11:56
aktualisiert: 11. Oktober 2022 16:31
Quelle: Today-Zentralredaktion

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