Hohe Heizkosten

So verhinderst du den Preisschock bei den Nebenkosten

16.08.2022, 09:17 Uhr
· Online seit 16.08.2022, 07:20 Uhr
Die Heiz- und Warmwasserkosten werden steigen. Um einen Preisschock bei der nächsten Nebenkostenabrechnung zu vermeiden, schlagen viele Vermieter ihren Mietern vor, die Kosten schon jetzt freiwillig zu erhöhen. Mieter- und Vermieterverband erklären, was es dabei zu beachten gilt.
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Die Preise für Heizöl und Erdgas schossen aufgrund des Ukraine-Kriegs in die Höhe. Das wirkt sich früher oder später auch auf die Nebenkosten für Mieterinnen und Mieter aus. Damit diese im nächsten Jahr keinen Abrechnungsschock erleiden, unterbreiten viele Vermieter ihren Kunden im Moment ein Angebot: «Wollen Sie Ihre Nebenkosten freiwillig erhöhen?», heisst es in den Briefen, welche die Vermieter versenden. Um wie viel Prozent, können die Mieter dabei selbst entscheiden. Doch wie viel mehr sollte man bezahlen?

Diverse Faktoren für erhöhte Kosten verantwortlich

Einige Vermieter schlagen 20 bis 30 Prozent, andere 30 bis 40 Prozent mehr vor. Wie viel es aber effektiv mehr sein wird, sei eine Frage, die es individuell zu klären gelte, sagt Raphael Braun, Rechtsberater des Mieterinnen- und Mieterverbands Ostschweiz. «Es gibt diverse Faktoren, welche für die Höhe der Nebenkosten verantwortlich sind. Da Strom, Öl und Gas teurer werden, wird ein Mieter in einem Minergiehaus wahrscheinlich weniger bezahlen, als ein Mieter in einer schlecht isolierten Wohnung mit Gasheizung.»

Doch nicht nur der bauliche Standard, auch das individuelle Verhalten hat einen Einfluss auf die Kosten, ergänzt Monika Sommer, stellvertretende Direktorin des Schweizer Hauseigentümerverbands. «Die Wärmebedürfnisse eines jeden sind anders. Während die einen es auch im Winter gerne kühl in der Wohnung haben, wollen andere zu Hause kurze Hosen tragen. Allgemeine Angaben zur anfallenden Preiserhöhung zu machen, ist also extrem schwierig.»

Keine extremen Rückforderungen durch freiwillige Erhöhung

Die von den Vermietern vorgeschlagenen Kostenerhöhungen seien aber trotzdem nicht aus der Luft gegriffen. «Der Vermieter kennt den durchschnittlichen Verbrauch des Hauses und seine Liegenschaft. Ausserdem kennt er den Zeitpunkt des Öleinkaufs, weshalb er gut einschätzen kann, wie sich dies auf die Nebenkosten auswirken wird», sagt Sommer.

Mieter- sowie Vermieterverband sind sich einig, dass die erhöhten Nebenkosten unumgänglich sind. «Durch die freiwillige Erhöhung der Kosten zum jetzigen Zeitpunkt können extreme Rückforderungen im nächsten Jahr umgangen werden. Bezahlt man nun zu viel, wird einem dies vom Vermieter rückerstattet. Ausserdem können die Mieter die Nebenkostenabrechnung jedes Jahr überprüfen», sagt Raphael Braun.

Pauschale Nebenkosten: Vermieter trägt Risiko

Es ist jedoch wichtig zu unterscheiden, ob die Nebenkosten akonto oder pauschal verrechnet werden. Bei der Pauschale ist der Nebenkostenbetrag fix im Mietvertrag geregelt und kann nicht ohne weiteres nach oben oder unten korrigiert werden. «Wenn die Kosten mit einer Pauschalzahlung ausgewiesen sind, müssen diese anhand eines Dreijahresdurchschnitts ausgewiesen werden. Wenn die Kosten steigen, muss der Vermieter die Pauschale erhöhen und somit den Mietvertrag ändern», sagt Monika Sommer.

Vermieter, welche die Nebenkosten pauschal erheben, müssen die erhöhten Kosten vorerst selbst tragen. Nachwirkend können keine Forderungen geltend gemacht werden. «Dieses Risiko trägt der Vermieter selbst», so Sommer. Da vorerst aber noch nicht klar ist, um wie viel die Kosten steigen werden, sei es unwahrscheinlich, dass die Vermieter die Mietverträge direkt ändern werden. Ausserdem können Mieter Einsprache gegen die Änderung der Pauschale erheben. Allgemein sei der Anteil von Vermietern, welcher Heiz- und Warmwasserkosten pauschal verrechne sehr gering und beschränke sich meist auf private Vermieter, sagt Sommer.

Ratenzahlung und Zahlungsfristen bei Liquiditätsproblemen

Doch was passiert, wenn ein Mieter die erhöhten Nebenkosten nicht bezahlen kann? «Wenn der Mieter mit der abgemachten Zahlung in Verzug kommt, kann der Vermieter ihm eine Zahlungsfrist von mindestens 30 Tagen ansetzen. Falls innerhalb dieser Zeit nicht gezahlt wird, könnte der Vermieter den Vertrag vorzeitig künden. Wenn ein Mieter merkt, dass er in normalen Jahren die Mietzinse ohne Probleme zahlen kann, nun aber mit dem Anstieg der Nebenkosten in ein Liquiditätsproblem gerät, welches relativ kurzfristig ist, ist es sinnvoll, wenn der Mieter im Voraus auf den Vermieter zugeht und beispielsweise eine Ratenzahlung vereinbart», empfiehlt Sommer.

Zeichnet sich ein Zahlungsproblem ab, sollte man schon jetzt versuchen im Allgemeinen Energie zu sparen. «Ich befürchte, dass sich viele an uns wenden werden, sobald die Nebenkostenabrechnung im nächsten Jahr kommt. Dass die Vermieter jetzt schon die freiwillige Erhöhung vorschlagen ist für mich also mehr ein Zeichen, dass sie mitdenken und nicht dass sie gierig sind», sagt der Rechtsberater vom Mieterverband. Den Energieverbrauch im eigenen Haushalt zu senken, sei eine Empfehlung an alle: «Je weniger man verbraucht, desto weniger wird sich dies auf die Erhöhung auswirken.»

veröffentlicht: 16. August 2022 07:20
aktualisiert: 16. August 2022 09:17
Quelle: FM1Today

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