Preissturz und Überproduktion

Schlechter Schweinemarkt sorgt für Existenzängste bei Schweizer Bauern

17.12.2022, 11:26 Uhr
· Online seit 17.12.2022, 11:23 Uhr
Die Preise für Schlachtschweine sind derzeit auf einem Rekordtief. Allerdings profitieren weder die Konsumentinnen noch die Bauern davon.
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Die Lage auf dem Schweinemarkt sei, gelinde gesagt, «beschissen». Aktuell würden die Bauern dafür bezahlen, ihre Arbeit machen zu können, so ein Bauer zu SRF. Pro Ferkel, welches die Züchter an Schweinemäster verkaufen, verlieren die Bauern zwischen 20 bis 50 Franken. Dazu kommen die hohen Tierfutterkosten. Ein Bauer berichtet, dass er sich mit 30'000 Franken verschuldet habe, nur um die Futterkosten tragen zu können. Je länger die Krise dauert, umso mehr Betriebe müssen dann in Zukunft schliessen.

Verstösse gegen Tierschutz werden so begünstigt

Die Branche spricht dagegen von einem Schweinezyklus: Mal steigen die Preise, mal sind sie tiefer. Allerdings seien die Produzentenpreise derzeit auf einem historischen Tiefstand, heisst es weiter. Zudem führt die Überproduktion zu einem Rückstau, welcher den Tieren schadet. Die Schweineproduzenten müssen längere Zeit warten, bis die Mastschweine abgeholt und zum Schlachten gebracht werden.

Hinzu kommt, dass die Tiere schwerer werden und sich den Platz im Stall streitig machen. «Im Sommer waren unsere Schweine gestresst, weil sie rund 10 Kilo zu schwer waren und wir Platzprobleme hatten», erzählt ein Bauer. Dies führte zu vermehrtem Schwanzbeissen – eine Verhaltensstörung. Und damit hatte der Bauer ungewollt gegen das Tierschutzgesetz verstossen.

Preissturz bringt am Ende nichts

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie es denn soweit kommen konnte. Der Schweinemarkt gilt als unreguliert. Züchter und Mäster können so viel produzieren wie sie wollen. Und während der Pandemie war dies ein gutes Geschäft, weil die geschlossen Grenzen das heimische und regionale Einkaufen förderten. Der Verband der Schweineproduzenten – Suisseporcs – hatte mehrfach vergeblich vor einer Überproduktion gewarnt.

Es wird damit gerechnet, dass rund zehn Prozent zu viele Schweine auf dem Markt sind. Dies führt zu einem regelrechten Preissturz, von dem allerdings die Konsumentinnen und Konsumenten im Laden nichts spüren.

Jedoch sind die Konsumentenpreise an konventionellen Schweinefleischprodukten seit Juni 2021 nur um 12 Prozent gesunken – Aktionen sind hier schon einberechnet. Das zeigt eine Analyse des Bundesamtes für Landwirtschaft. Auf Nachfrage des SRF verweisen Migros und Coop auf höhere Energie- und Transportkosten, die die Verarbeitung des Schweinefleisches verteuern würden.

Auch als Steuerzahlende müssen die Konsumentinnen und Konsumenten dafür bezahlen. Um den Markt zu entlasten, will der Bund bis zu 3,1 Millionen Franken ausgeben. Das bedeutet, rund 20'000 überschüssige Schweine sollen demnach geschlachtet und eingelagert werden, 30'000 weitere exportiert. Dies wird sowohl von den Schweinemästern als auch den Viehhändlern finanziell getragen.

(red.)

veröffentlicht: 17. Dezember 2022 11:23
aktualisiert: 17. Dezember 2022 11:26
Quelle: ArgoviaToday

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