«Wenn ich Rohschinken kaufe, achte ich mich immer darauf, dass dieser schön rot ist», beschreibt eine Zürcherin ihren Einkauf. Als sie jedoch mit der Packung Trockenfleisch zurück zu ihrem Einkaufswagen lief, fiel der 29-Jährigen plötzlich auf, dass sich die Farbe des Schinkens verändert hatte. Die Frau suchte daraufhin nach der Ursache für die Veränderung: «Ich schaute zur Decke und sah, dass die Lichter rot waren.» Passiert ist das Ganze in einer Migros-Filiale im Kanton Zürich.
Doch warum installiert die Migros rot leuchtende Lampen an der Fleischtheke? Auf Anfrage von ZüriToday heisst es: «Das Fleisch verblasst weniger schnell im rötlichen Licht.» Die Migros verwende deswegen Leuchten mit einem höheren Rotanteil. Einfluss auf die Haltbarkeit habe die Verfärbung aber nicht, so die Migros.
Die meisten Detailhändler nutzen farbiges Licht – Coop verzichtet grundsätzlich
Ähnlich tönt es bei Aldi Suisse. Auch der Discounter bestätigt auf Anfrage von ZüriToday, dass spezielle Leuchten in der Charcuterie-Abteilung zum Einsatz kommen. «Der Grund dafür liegt in der beschleunigten Verfärbung der Artikel unter herkömmlicher Beleuchtung», teilt die Medienstelle von Aldi Suisse mit. Die Medienstelle von Lidl bestätigt ebenfalls, dass Fleisch- und Wurstwaren rot beleuchtet werden.
Fleisch ist dabei aber nicht das einzige Produkt, dass speziell beleuchtet wird. «Wie es im Detailhandel, in Bäckereien oder Kosmetik-Stores üblich ist, setzen auch wir beim Brot wärmeres und zum Beispiel bei Beauty kühleres Licht ein», so Migros-Mediensprecherin Carmen Hefti. Noch weiter geht Lidl: «Im Obst & Gemüse- sowie im Weinbereich verwenden wir warmes Licht, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.»
Extra Beleuchtung für Lebensmittel
Nicht alle Grosshändler setzen aber auf Beleuchtungstricks. «Wir verzichten grundsätzlich bei der Produktbeleuchtung auf künstliche Farbtöne, damit unsere Kund:innen einen möglichst authentischen Eindruck der Produkte erhalten», heisst es bei Coop. Die Medienstelle ergänzt aber, dass Beleuchtungen bei bestimmten Frischeprodukten zur längeren Haltbarkeit genutzt werden.
Der Elektronikkonzern Philips bietet extra eine Produktlinie an, die für die Beleuchtung von Lebensmitteln erarbeitet ist. «Das richtige Lichtrezept kann die Präsentation optimieren und den Verkauf fördern», heisst es auf der dazugehörigen Website. Auch die Qualität der Lebensmittel soll dadurch erhalten werden. Wenn Fleisch stärker beleuchtet werde, könne es sich schneller verfärben, so Philips.
Eine Dissertation an der Technischen Universität München hat ähnliche Ergebnisse festgestellt. Dort wurde eine Brühwurst unter Licht gelegt. Diese verfärbte sich unter sogenannten Tageslichtleuchtstoffröhren am stärksten. So war die Verfärbung im Test nach acht Stunden gleich stark wie bei farboptimierten Leuchtstoffröhren nach 24 Stunden.
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