Spionage

Programm aus Basel ermöglicht weltweite Handy-Überwachung

· Online seit 11.05.2023, 10:11 Uhr
Geheimdienste, Strafverfolgungsbehörden, aber auch kriminelle Organisationen auf der ganzen Welt benutzen eine Funktion in Mobilfunk-Netzwerken, um Personen zu überwachen und Handys zu hacken. Technologie einer Basler Firma spielt dabei offenbar eine wichtige Rolle.
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Die Überwachung basiert auf einer Technologie, die bereits mehrere Jahrzehnte alt ist, aber immer noch weltweit zum Standard gehört: dem sogenannten «Signaling System 7» (SS7). Dabei handelt es sich um ein Protokoll, das die Kommunikation zwischen verschiedenen Fest- und Mobilfunknetzen sicherstellen soll.

Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, erfolgt beispielsweise die Übertragung einer SMS zwischen einem 2G- und einem 3G-Netz via SS7. Gleiches gelte für die Kommunikation von Schweizer zu ausländischen Mobilfunknetzen. Durch ihre weite Verbreitung werde die Schnittstelle zum Einfallstor für Hacker.

Aus Basel an Spionagefirmen

Der ETH-Ingenieur Andreas Fink habe ein System zur weltweiten Durchdringung des Telefonnetzes entwickelt, das sich SS7 zunutze mache. Dieses System verkaufe er mit seiner in Basel beheimateten Firma an Regierungen und Überwachungsunternehmen auf der ganzen Welt.

Finks Technologie ermögliche es seinen Kunden, den Standort von Handys auf der ganzen Welt zu lokalisieren. Damit könnten Personen gezielt überwacht werden. Zudem helfe das System, SMS und Anrufe abzufangen sowie Internetaccounts zu kapern. Attacken mittels SS7 sind in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen.

Der aus Tafers im Kanton Freiburg stammende IT-Experte räume in einer Stellungnahme ein, dass er als Anbieter von Überwachungsdiensten mit Unternehmen und Regierungsbehörden zusammenarbeite. Es gebe aber «definitiv» Länder und Unternehmen, denen er seine Produkte nicht verkaufe.

Bakom hat keine Beschwerden bekommen

Die Aktivitäten des ETH-Ingenieurs sind laut Tages-Anzeiger mittlerweile auf dem Radar von Sicherheitsexperten aufgetaucht. Der Verband der internationalen Mobilfunkindustrie mit Sitz in Zürich untersuche die Angelegenheit. Das zuständige Bundesamt für Kommunikation sagt, es habe weder gegen Fink noch dessen Firma jemals eine Beschwerde gegeben.

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Telefongesellschaften seien sich bewusst, dass Unbefugte versuchen, an die Daten ihrer Kunden zu gelangen, sei dies zu Betrugs- oder Überwachungszwecken. Die Mobilfunk-Anbieter setzten deshalb Filter ein, um verdächtigen Datenverkehr zu überwachen und zu blockieren. Auch bei Swisscom und Sunrise würden unlautere Anfragen unterbunden. Da es weltweit aber etwa tausend verschiedene Telefongesellschaften gibt, sei die Abwehr komplex.

(osc)

veröffentlicht: 11. Mai 2023 10:11
aktualisiert: 11. Mai 2023 10:11
Quelle: Today-Zentralredaktion

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