Stromknappheit

Öfen, Taschenlampen und Kerzen: Sind Hamsterkäufe wirklich nötig?

11.08.2022, 05:44 Uhr
· Online seit 11.08.2022, 05:44 Uhr
Die Energiekrise wird auch in der Schweiz immer konkreter. Weil sich die Bevölkerung bei drohenden Stromausfällen im kommenden Winter mit Notvorräten eindecken will, werden Öfen oder Taschenlampen immer gefragter.
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Langsam macht auch der Bund ernst: Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) arbeitet momentan an einem Notfallplan, der im Worst-Case-Szenario zum Einsatz kommen würde und aus vier Eskalationsstufen besteht. Die Stufen reichen dabei gemäss der «SonntagsZeitung» von Schliessungen einzelner Migros- oder Coop-Filialen bis hin zu zeitweisen Abschneidungen einzelner Regionen vom Stromnetz. Peter Graf, Bereichsleiter Energie, Verkauf und Marketing der St.Galler Stadtwerke, beschreibt die Lage wie folgt: «Die Stromversorgung in der Schweiz ist momentan sichergestellt.»

Im Winter drohen Stromengpässe

Probleme kommen dann eher im Winter: «Weil etwa 20 Prozent weniger Gas zur Verfügung steht und die Schweiz von Stromimporten abhängig ist, muss mit Einschränkungen gerechnet werden. Von einem Totalausfall gehe ich aber nicht aus – im allerschlimmsten Fall würde der Strom von Quartier zu Quartier jeweils vier Stunden lang ausfallen.» Zuerst wären aber Unternehmen betroffen, in einer Strommangellage müssten sie ihre Produktion drosseln.

Fakt ist: Die Stromdebatte bewegt die ganze Schweiz. Auch im Netz wird das Thema unter dem Hashtag «Energiekrise» heiss diskutiert.

Ofenbauer werden überrannt

Reaktionen auf die steigenden Energiepreise gibt es zuhauf. Von Gas oder Öl steigt man beispielsweise auf Brennholz um, welches dann optimalerweise verbrannt werden muss, damit die erwünschte Heizwirkung entsteht. Eine logische Folge davon: Heizöfen werden gebraucht – und zwar in Massen. Erich Frick, Geschäftsführer von Frick Ofenbau, wird momentan regelrecht überrannt mit Anfragen für neue Öfen und Cheminées: «Wir sind generell gut ausgebucht. Aber wenn die Wartezeit sonst maximal ein halbes Jahr beträgt, können wir momentan frühestens im März 2023 neue Öfen liefern.» Frick glaubt zudem, dass die momentane Situation erst der Anfang sei: «Wenn alle Leute wieder von den Sommerferien zurück sind wird es wohl eskalieren. Jeder will sich auf die Schnelle noch einen Ofen besorgen. Aber nur schon wegen den jetzigen Lieferfristen ist das kaum möglich.»

Panik-Einkäufe fehl am Platz

Die steigende Nachfrage nach Heizöfen ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Auch Hersteller von Taschenlampen, Kerzen oder Notstrom-Aggregaten finden momentan leicht eine Abnehmerin oder einen Abnehmer. Indes machen auch SVP-Politiker wie Mike Egger oder Christian Imark öffentlich, dass sie sich einen Notvorrat an Kerzen oder Taschenlampen anlegen werden. Da werden Erinnerungen an die Anfänge der Corona-Pandemie wach, als die Regale in den Supermärkten, die mit Toilettenpapier oder Teigwaren gefüllt waren, plötzlich leergeräumt wurden. Peter Graf dazu: «Aus emotionaler Sicht kann ich das Verhalten nachvollziehen, trotzdem ist der Zeitpunkt nicht günstig für Panikmacherei. Viel eher als Hamsterkäufe zu machen, lohnt es sich auf seinen persönlichen Stromverbrauch zu achten.» So spart man bereits Strom, wenn man den Kühlschrank auf sieben statt fünf Grad Celsius einstellt oder die Innenbereiche im Winter auf 20 Grad Celsius statt 22 Grad Celsius aufheizt. Und zudem: «Jedes Grad, welches beim Aufheizen eingespart wird, spart auch sechs Prozent Gas ein, und das ohne eine merkliche Komforteinbusse».

Zusammenfassend lässt sich laut Peter Graf die Energie-Debatte folgendermassen beschreiben: «Grundsätzlich muss den Leuten bewusst werden, dass Energie nicht mehr wie vor 20 Jahren einfach selbstverständlich zur Verfügung steht. In diesem Winter will der Bund Schweizerinnen und Schweizer sensibilisieren, ohne dabei Verbote zu erlassen.» Und darum: Eine Taschenlampe zu Hause zu haben, lohnt sich wohl auch bei gewöhnlichen Stromausfällen, sich Notstrom-Aggregate anzulegen würde (jetzt) wohl zu weit führen.

veröffentlicht: 11. August 2022 05:44
aktualisiert: 11. August 2022 05:44
Quelle: FM1Today

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