Heineken

Mehr Schein als Sein: Diese Biere kommen gar nicht aus dem Ausland

08.05.2022, 12:49 Uhr
· Online seit 08.05.2022, 08:41 Uhr
Birra Moretti, Desperados und Sagres: Diese Biere schaffen es immer wieder, mit ihrem exotischen Aussehen und Geschmack Bierbegeisterte in Ferienstimmung zu versetzen. Die Exotik trügt jedoch: Die beliebten Getränke entstehen alle am selben Ort.
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Wird Birra Moretti getrunken, hört man schon Ramazzotti in den Ohren. Gibt es Desperados, fühlt man sich plötzlich zum mexikanischen Tequila hingezogen. Und steht Sagres auf dem Programm, liegen einem bereits portugiesische Silben auf der Zunge. Ja, die Biere von Heineken bringen etwas Exotik in die Schweizer Leben und Einkaufsregale. Wie die Sonntagsausgabe des «TagesAnzeigers» am Muttertag berichtet, trügen diese Erscheinungen jedoch: Alle drei Biere entstehen nämlich in Chur – sprich, in der Schweiz.

Etikettenschwindel?

Ist das Etikettenschwindel? Schliesslich prangen italienische Sätze und Dolce Vita das Birra Moretti. Dieser Meinung ist Alois Gmür, Mitte-Nationalrat und Chef der Brauerei Rosengarten in Einsiedeln: «Die Konsumenten denken, sie kaufen etwas Ur-Italienisches, und fühlen sich beim Trinken wie in den Ferien. Dabei werden sie an der Nase herumgeführt.» Wie der «TagesAnzeiger» schreibt, verteidigt sich der Schweiz-Chef von Heineken, Bart De Keninck, mit der Klarstellung, dass der Produktionsort gesetzeskonform deklariert und klar verständlich sei (wenn auch auf Italienisch). Ausserdem sei Italienisch auch eine Landessprache. «Mit Bier ist es wie mit Pizza. Wer in der Schweiz gute Pizza will, hat auch kein Problem damit, wenn sie vor Ort gebacken und nicht aus Italien ausgeliefert wird.» zitiert der «TagesAnzeiger» den Schweiz-Chef von Heineken.

Nicht zu verwechseln ist das Birra Moretti mit den Produkten der Moretti-Brauerei nahe dem norditalienischen Udine. Das Rezept sei jedoch das gleiche und auch die Rohstoffe (bis auf das Wasser) werden gemeinsam auf den internationalen Märkten eingekauft, sagt Bart de Keninck. Neben der Brauerei Heineken, die den Hauptsitz in Luzern hat, arbeitet auch Carlsberg mit einer solchen Taktik: Im aargauischen Rheinfelden produzieren sie unter anderem das ursprünglich dänische Cider Somersby.

Eher die Norm als die Ausnahme

Die zwei Bierhersteller sind mit dieser Taktik nicht alleine. Weltweit werden internationale Biere nahe an den Konsumentinnen und Konsumenten hergestellt. Trotz Kritik müssen auch Konkurrenten – unter anderem von Heineken – zugeben, dass die Strategie von Heineken eher die Norm als die Ausnahme ist und so bescheinigen Vertreter aus der Bierwelt unter anderem Heineken durchs Band, dass sie die Einführung von ihren Bieren gekonnt durchgeführt haben. Und trotz Kritik muss auch der Konkurrent Alois Gmür zugeben: «Dieses Moretti schmeckt mir sehr gut.»

(zoe)

veröffentlicht: 8. Mai 2022 08:41
aktualisiert: 8. Mai 2022 12:49
Quelle: ArgoviaToday

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