Sicherheitsbedenken

Kloster Einsiedeln stoppt Wallfahrt der Portugiesen

03.05.2022, 18:33 Uhr
· Online seit 03.05.2022, 18:19 Uhr
Die nationale Wallfahrt der Portugiesen nach Einsiedeln findet nicht mehr statt. Das Kloster hat die Gläubigen ausgeladen. Die Massnahme wird mit Sicherheitsbedenken begründet.

Quelle: TeleZüri

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Die Wallfahrt der Portugiesen nach Einsiedeln hat eine 30-jährige Tradition. Jeweils an Pfingsten reisen die Gläubigen in das Klosterdorf, um der Heiligen Maria zu ehren. Der Pilgerzug ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Gemäss Schätzungen kamen zuletzt zwischen 10'000 und 15'000 Personen zum Kloster.

Wallfahrt findet nicht mehr statt

Nun nimmt die Erfolgsgeschichte ein abruptes Ende. Die portugiesischen Pilger sind in der Klosterkirche nicht mehr willkommen. Entsprechend hat das Kloster Einsiedeln den Organisatoren mitgeteilt, dass die Wallfahrt nicht mehr stattfinden kann. Das Problem seien die fehlenden Notausgänge in der Klosterkirche. Der Mediensprecher des Klosters Einsiedeln, Pater Lorenz Moser, gegenüber TeleZüri: «Wir mussten uns sagen, wenn wir nichts machen und es passiert etwas, dann stehen wir ganz dumm da. Die Massnahme dient uns als Absicherung.»

Laut den Klosterverantwortlichen ist die Kapazität in der Kirche wegen den fehlenden Notausgängen auf 1500 Leute beschränkt. Für die Wallfahrt der Portugiesen reicht diese Zahl bei Weitem nicht aus. Rund ein Drittel der Anreisenden, also um die 4000 Personen, besucht jeweils auch die Messe in der Klosterkirche.

«Wir sind schwer enttäuscht»

Die Gemeinschaft der Gläubigen aus Portugal war auf diese Entwicklung nicht vorbereitet: «Wir sind schwer enttäuscht. Das ist wie ein Stich ins Herz», sagt der nationale Wallfahrtskoordinator, Aloisio Araujo, zu TeleZüri. Die Mitteilung aus Einsiedeln habe ihn wie aus dem Nichts erreicht: «Wir stehen mit dem Kloster Einsiedeln schon lange in Kontakt. Solcherlei Bedenken waren aber nie ein Thema», so Araujo, der auch Vertreter der katholischen Portugiesen Mission in Luzern ist. Die Absage sei umso bedauerlicher, da die Wallfahrt nicht nur ein Fest des Glaubens, sondern auch ein Fest von Familien und Freunden ist. Gemäss Araujo pilgerten jeweils Portugiesen aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland nach Einsiedeln. Bilder aus der Vergangenheit zeigen, dass sie jeweils den ganzen Tag blieben und ein Strassenfest veranstalteten.

Kloster Einsiedeln organisiert sich neu

Das Kloster Einsiedeln bestätigt, dass Einlassbeschränkungen in die Klosterkirche (Covid ausgenommen) bisher kein Thema waren. Nun sei man aber daran, den ganzen Betrieb auf seine Organisation hin zu überprüfen. In diesem Zusammenhang seien auch die Sicherheitsbedenken in der Klosterkirche zur Sprache gekommen. Ausserdem hätten auch die Behörden auf das Sicherheitsproblem hingewiesen. Davon, dass man die treuen Wallfahrer aus Portugal einfach so abserviere, will man im Kloster Einsiedeln nichts wissen. Pater Lorenz Moser: «Die Portugiesen sind bei uns weiterhin willkommen. Wir suchen nach einer Ersatzlösung.»

Für das Kloster Einsiedeln sieht diese so aus: Die Pilger aus Portugal sollen künftig, aufgeteilt nach Regionen, gestaffelt nach Einsiedeln reisen. Für Aloisio Araujo raubt dies aber den Charakter des Glaubensfestes: «So ist die nationale Wallfahrt der Portugiesen tot.»

(Benno Kälin/TeleZüri)

veröffentlicht: 3. Mai 2022 18:19
aktualisiert: 3. Mai 2022 18:33
Quelle: TeleZüri

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