Schweizer Studie

Kinder fühlen sich auf dem Schulweg unbeobachtet und frei

· Online seit 16.03.2023, 09:23 Uhr
Immer mehr Eltern fahren ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, um sie zu beschützen. Dabei ist der Schulweg für Kinder ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit. Die Kids selbst mögen den Schulweg, weil sie sich unter anderem Geheimnisse erzählen können.
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Der Schulweg fördert die Selbstständigkeit und das Wohlbefinden von Kindern. Das zeigt eine vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützte interdisziplinäre Studie. Deshalb ist es aus Sicht der Forschenden sinnvoll, wenn Kinder den Schulweg selbstständig zurücklegen.

Geheimnisse erzählen und Konflikte austragen

«Das ist wahrscheinlich einer der letzten Freiräume», wird Zoe Moody, Professorin an der Pädagogischen Hochschule Wallis und Forscherin an der Universität Genf in einer Mitteilung des SNF vom Donnerstag zitiert. Die Forscherin vergleicht die Freiheit, die Kinder auf dem Schulweg haben, mit der Zeit, die sich Erwachsene manchmal in einem Café nach der Arbeit und vor der Rückkehr nach Hause gönnen.

«In dieser Zeit können die Kinder Konflikte austragen und sich Geheimnisse anvertrauen. Sie verbringen Zeit mit Freundinnen und Freunden, in der sie sich unbeobachtet fühlen, und entwickeln gemeinsame Routinen und fordern sich gegenseitig heraus. Sie werden selbstständig, indem sie ihren eigenen Weg und ihr eigenes Tempo bestimmen können, denn ihre einzige Vorgabe ist, pünktlich im Schulzimmer zu erscheinen», erklärt die Forscherin.

Laut Angaben des Verkehrsclubs Schweiz (VCS) wird jedes zehnte Kind zur Schule chauffiert - Tendenz steigend. Oft aus dem Grund, weil Eltern Angst haben, das Kind könnte in einen Unfall verwickelt werden. In zentrumsnahen Gebieten sowie in einkommensstarken Gemeinden sind es gar bis zu einem Drittel der Kinder.

Erstmals auf Perspektive der Kinder fokussiert

Die Studie zum Schulweg wurde mit 71 Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren durchgeführt, die ohne Begleitung von Erwachsenen zur Schule gehen. Die Kinder leben in Städten, Agglomerationen, auf dem Land und in Bergregionen der Kantone Graubünden, Tessin und Wallis, womit verschiedene Kontexte und Erfahrungen auf dem Schulweg analysiert werden konnten.

Die Forschenden führten zuerst Interviews mit den Schulleitungen und verteilten Fragebögen an die Eltern. Anschliessend zeichneten die Kinder ihren Schulweg für die Forschenden, die sie danach auf diesem Weg begleiteten und befragten.

Dies ist laut den Forschenden denn auch das Besondere an dieser Studie: Sie lässt Kinder, die Schulwege eigenständig zurücklegen, selber zu Wort kommen. «Bisher wurde der Schulweg hauptsächlich aus der Perspektive von Erwachsenen oder für Studien zur Verkehrssicherheit untersucht», erklärt Moody.

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(sda/hap)

veröffentlicht: 16. März 2023 09:23
aktualisiert: 16. März 2023 09:23
Quelle: Today-Zentralredaktion

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