Beschattung

Katar spionierte Bundesanwalt Lauber mit Wanzen aus

· Online seit 12.03.2023, 07:53 Uhr
Der ehemalige Schweizer Bundesanwalt soll im Vorfeld der Fussball Weltmeisterschaft von Katar ausgehorcht worden sein. Das ist heikel, nicht nur, weil die Bundesanwaltschaft für Ermittlungen wegen Unregelmässigkeiten bei der WM-Vergabe an Katar zuständig war.
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Als sich der frühere Bundesanwalt Michael Lauber am 16. Juni 2017 mit Fifa-Präsident Gianni Infantino im Berner Hotel Schweizerhof traf, tat er dies in einem verwanzten Raum. Agenten im Auftrag Katars führten die Spionageaktion auf Schweizer Boden durch. Dies zeigen Recherchen der «NZZ am Sonntag».

Besonderes Interesse an Lauber

Der Golfstaat war in Sorge, dass ihm die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 wegen Kritik an der Menschenrechtslage im Land wieder weggenommen werden könnte. Deshalb beauftragte Katar über Jahre hinweg eine US-Firma mit nachrichtendienstlichen Operationen. Das Ziel: die Fifa-Politik zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang wurde auch das Treffen zwischen Infantino und dem Bundesanwalt heimlich aufgezeichnet. Katar hatte besonderes Interesse an Laubers Behörde. Denn die Bundesanwaltschaft war für Ermittlungen wegen Unregelmässigkeiten bei der WM-Vergabe an Katar zuständig.

Die Spionageoperation hatte zum Ziel, Erpressungsmaterial gegen die Teilnehmer des Treffens zu gewinnen. Tatsächlich hatten die Katarer damit potenziell belastendes Material gegen den Bundesanwalt in der Hand. Denn Lauber traf sich informell mit Infantino, während er mehrere Strafverfahren zur Fifa führte. Später verschwieg er das Treffen seiner Aufsichtsbehörde.

Diplomatisch heikle Aktion

Die Operation zielte auch auf Fifa-Präsident Gianni Infantino. Gegen ihn und Lauber ermitteln zwei Sonderstaatsanwälte wegen der Treffen. Sollte im Hotel Schweizerhof etwas Strafbares besprochen worden sein, wäre die Aufnahme auch für Infantino heikel. Lauber wie Infantino erklären, keine Kenntnis von der Verwanzung zu haben.

Sie seien niemals von irgendwelcher Seite erpresst worden. Dennoch sind die geheimdienstlichen Operationen auf Schweizer Boden diplomatisch heikel, handelt es sich doch bei der Verwanzung des «Schweizerhofs» um eine mutmasslich strafbare Aktion eines fremden Staates – nur 300 Meter vom Bundeshaus entfernt. Die Regierung Katars bestreitet alle Vorwürfe.

(red)

veröffentlicht: 12. März 2023 07:53
aktualisiert: 12. März 2023 07:53
Quelle: NZZ am Sonntag

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