Studie

Junge Menschen verstehen Putin, für ältere ist er ein Kriegsverbrecher

· Online seit 20.04.2022, 09:50 Uhr
Fast jeder dritte junge Mensch kann die Beweggründe des russischen Präsidenten nachvollziehen. Zu diesem Schluss kommen verschieden Studien.
Anzeige

Rund dreissig Prozent der befragten Personen in der Schweiz  zwischen 18 und 34 Jahren verurteilen zwar den Krieg, können aber die Motive Putins durchaus verstehen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Tamedia von Ende März aus. Je älter die Befragten sind, desto weniger Verständnis haben die Menschen für den Präsidenten Russlands und dessen Handlungen. Eine Umfrage des Meinungsforschugnsinstituts Link kommt zum selben Schluss.

Ältere bezeichnen Putin als Kriegsverbrecher

Bei den mehrheitlich Pensionierten, also Personen ab 65 Jahren, bezeichnen Putin gar 85 Prozent als Kriegsverbrecher. Auch bei der Frage, wer für den Krieg verantwortlich sei, ist ein klarer Unterschied der Generationen erkennbar. Bei den 60 bis 79-Jährigen sind sich mehr als die Hälfte einig, dass Russland die alleinige Verantwortung für den Krieg trägt.

Bei der jüngeren Generation verschiebt sich diese Haltung. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, zeigt sich dieses Phänomen auch in anderen Ländern. Während in den USA 92 Prozent der über 65-Jährigen sich für die Ukraine aussprechen, sind es bei den 18-29-Jährigen nur rund 56 Prozent.

Sind die sozialen Medien verantwortlich?

Der Grund für diese Verschiebung erklärt der Zürcher Politologe Michael Hermann mit der Konsumation unterschiedlichen Medien und Nachrichtenplattformen. Zum «Tages-Anzeiger» sagt Hermann, dass ältere Personen ihre Informationen eher von klassischen Medien wie Fernsehen und Zeitung beziehen, wogegen jüngere Personen sich oft auf sozialen Plattformen informieren: «So sind sie vielen unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt – eben auch den Lügen der gut funktionierenden russischen Propaganda.»

Eingeschränkter Informationsfluss

Auch für Sabine Frenzel, die die Link-Umfrage leitete, können die sozialen Medien eine «extreme Gefahr für die freie Meinungsbildung und damit die Demokratie» darstellen. Nicht nur im Westen, sondern auch in Russland, wo Plattformen wie Twitter und Facebook nur eingeschränkt nutzbar sind. Dazu sei nach wie vor nicht nachvollziehbar, wer welche Informationen erhält oder wie Algorithmen bestimmt würden.

Als zusätzlichen Grund für diese Haltung der jüngeren Generation nennt Politologe Hermann auch die Corona-Pandemie. Junge hätten sich mehr in ihrer Freiheit eingeschränkt gefühlt, als beispielsweise ältere Personen und seien daher oft kritischer, wenn es um Staatsentscheide gehe.

veröffentlicht: 20. April 2022 09:50
aktualisiert: 20. April 2022 09:50
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch