Politiker zur Affenpocken-Impfung

«Impfungen lösen eine Kontroverse aus – es ist nicht mehr das erste Mittel»

· Online seit 19.08.2022, 14:27 Uhr
Die Affenpocken breiten sich weltweit aus. Während in anderen Ländern geimpft wird, ist in der Schweiz keine Zulassung verfügbar. Gewisse Politiker nehmen es gelassen. Die Schweiz habe nicht verschlafen, rechtzeitig zu handeln.
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Die Affenpocken grassieren weltweit. Gerade die Schweiz ist stark betroffen. Gemessen an der Bevölkerungszahl liegt die Schweiz auf Rang 6. Pink Cross, der Dachverband der homo- und bisexuellen Männer, fordert den Bund dazu auf, so schnell wie möglich die Impfung zu beschaffen. Infektiologen warnen, die Affenpocken könnten die breite Bevölkerung treffen.

Affenpocken nicht wie Corona

Andere Länder sind massiv weiter mit der Impfstoffbeschaffung. In Frankreich gibt es schon 179 Impfzentren dafür – in der Schweiz ist die Impfung noch gar nicht zugelassen. Trotzdem habe die Schweiz die Beschaffung des Impfstoffs nicht verschlafen, sagt der Berner Mitte-Nationalrat Lorenz Hess. Auch bei der Coronapandemie habe man zum richtigen Zeitpunkt richtig eingekauft.

«Ich gehe davon aus, dass diese Planung hier auch besteht. Gleichzeitig muss man sagen, dass man bei einer Krankheit, die epidemiologisch etwas anders ist als Corona, nicht die Pedale verlieren und sofort handeln muss.» Sonst habe man am Schluss etwas, was nicht gewollt ist: Impfstoffdepots, die man nicht brauche, so Hess.

Pharmabranche entscheidet über Zulassung

Auch Nationalrätin Flavia Wasserfallen findet, dass man der Behörde in diesem Fall keinen Vorwurf machen kann. Es sei schade, dass sich die Schweiz nicht an der Bestellung der EU hat anschliessen können, aber die Schweiz sei nun mal von der Pharmafirma abhängig.

«Die Impfdosen sind vorhanden, die Pharmabranchen haben diese entwickelt. Diese haben eine grosse Macht darüber zu entscheiden, auf welchen Märkten in welchen Ländern Zulassungen beantragt werden», so die SP-Politikerin. Jetzt sei es wichtig, dass die Behörden informieren – ohne zu übertreiben und Angst zu schüren.

Impfungen lösen Pro und Kontra aus

Lorenz Hess findet ebenfalls, man müsse vor allem informieren. Er findet sogar, dass die Impfung nicht zwingend die erste Massnahme sein soll. «Wenn man bedenkt, welche Kontroverse die Corona-Impfungen ausgelöst haben, ist eine solche bei den Affenpocken sicher nicht das erste Mittel zu Beginn.» Wenn es diese aber braucht, gehe Hess davon aus, dass wir in der Lage sind, die Impfung rechtzeitig bereitzustellen.

Klar ist, dass die Affenpocken bis anhin zumindest nicht die ganze Bevölkerung betreffen. Darum ist auch der Druck auf die Behörden weniger gross.

70 Prozent der Ansteckungen in Europa

Weltweit sind laut dem Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, rund 70 Prozent der seit Mai gemeldeten 18'000 Ansteckungen mit Affenpocken in Europa festgestellt worden, rund 25 Prozent auf dem amerikanischen Kontinent.

Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Windpocken-ähnliche Pusteln. Übertragen wird die Krankheit durch engen Körper- und Hautkontakt und durch Tiere. Im Gegensatz zu den seit 1980 dank der Impfung ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken milder; die meisten Infizierten erholen sich nach einigen Wochen.

(hap)

veröffentlicht: 19. August 2022 14:27
aktualisiert: 19. August 2022 14:27
Quelle: Today-Zentralredaktion

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