Schweiz

Hotelier kauft gefälschte Rolex-Uhren auf Wish

Bezirksgericht Bülach

Hotelier kauft für seine Gäste gefälschte Luxusuhren auf Wish

· Online seit 24.03.2022, 19:42 Uhr
Er habe nicht gewusst, dass die Uhren der Marke Rolex so teuer seien, verteidigte sich am Mittwoch ein Hotelier vor dem Bezirksgericht in Bülach. Der Hotelbetreiber kaufte billige Nachbildungen der Luxusmarke und wollte diese seinen Gästen zum Geschenk machen.
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Von T-Shirts mit lustigen Sprüchen bis hin zur Partydekoration findet man auf der Billig-Plattform Wish so ziemlich alles. Wie der Fall eines Hoteliers zeigt, der am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Bülach verhandelt wurde, auch gefälschte Uhren der Luxusmarke Rolex.

Rund 30 gefälschte Uhren bestellte sich der Hotelier 2020 im Internet und wollte diese chinesischen Touristinnen und Touristen als Gastgeschenk überreichen.

Gefälschte Uhren am Flughafen abgefangen

Der Preis der bestellten Uhren bewegte sich zwischen 13 und 50 Franken, wie der «Zürcher Unterländer» berichtet. Beim Uhrenhändler gehen die luxuriösen Zeitmesser ungefähr ab einem Preis von 4500 Franken über den Ladentisch. Nach oben sind fast keine Grenzen gesetzt.

Erhalten hat der Beschuldigte die Uhren jedoch nie. Bevor er diese in Empfang nehmen konnte, wurde die Ware am Flughafen Zürich entdeckt und sichergestellt. Der Strafbefehl der Staatsanwaltschaft folgte ein Jahr später. Wegen Verletzung des Markenrechts sollte der Hotelier mit einer Geldstrafe von 1300 Franken bestraft werden. Zusätzlich sollte der geschädigten Firma Rolex eine Entschädigung von 13'802 Franken zugesprochen werden. Für diesen Preis hätte man sich auch zwei bis drei echte Markenuhren kaufen können.

Geforderter Betrag ist «total unfair»

Der Beschuldigte kündigte vor dem Prozess an, dass er sich nicht gross äussern wolle, schreibt der «Zürcher Unterländer» weiter. Später versuchte er den Vorfall trotzdem noch zu erklären: «Ich habe nicht gewusst, dass die Marke Rolex geschützt ist und dass es sich um Fälschungen handelt», erklärte er. Es sei ihm auch unbegreiflich, dass die Ware so einfach erhältlich sei, wenn es sich doch um etwas unerlaubtes handle. Drogen seien schliesslich auch nicht einfach übers Internet beziehbar.

Firma erhält 7100 Franken Entschädigung

«Ich dachte, eine Rolex kostet einige Hundert Franken», verteidigte sich der Hotelbetreiber am Mittwoch. Er gab an gedacht zu haben, dass es sich um eine Art Restposten handle, die die Firma habe abverkaufen wollen. Die geforderte Entschädigung bezeichnete er als «total unfair» und seine Verteidigung forderte einen Freispruch.

Zu einem Freispruch kam es am Mittwoch nicht und das Gericht bezeichnete die Aussagen des Beklagten als unglaubhaft. Den anfänglich geforderten Betrag muss der Hotelier trotzdem nicht vollumfänglich begleichen, sondern lediglich einen Teil. Die Summe für das verletzte Markenrecht reduzierte sich auf 1000 Franken und die Entschädigung für die Firma wurde mit 7100 Franken auf gut die Hälfte heruntergesetzt.

Uhrenliebhaber enttarnen «Poser»

Die Betreiber der Seite Munichwristbusters, Robin Haas und Leon Schelske, haben es sich als Uhrenliebhaber unter anderem zur Aufgabe gemacht, Personen, die sich mit gefälschten Uhren profilieren wollen, zu enttarnen.

«Als Uhrenliebhaber ist es uns ein Dorn im Auge, dass sich so viele Leute und vor allem Personen des öffentlichen Lebens mit gefälschten Uhren darstellen und profilieren. Obwohl diese Leute eigentlich eine Vorbildfunktion haben, geben sie mit ihrem «Reichtum» an. Die Idee dazu ist aus Zufall entstanden», heisst es von ihrer Seite auf Anfrage von ZüriToday.

Auch schon Schweizer erwischt

Schon ungefähr 320 relevante Personen haben die Männer bereits enttarnt. «An Justizbehörden oder die Unternehmen leiten wir das nicht weiter. In Deutschland ist nur der gewerbsmäßige Vertrieb strafbar und nicht der private Besitz. Anders in Ländern wie Frankreich, dort ist auch der Besitz strafbar», erzählen Schelske und Haas.

Auch in der Schweiz gingen ihnen schon einige ins Netz: «Es gab bereits einige Schweizer, welche wir gepostet haben. Zum Beispiel Ludo Lee», so Haas und Schelske.

Zu wenig Überprüfungen

«Wish ist eine Internationale Plattform. Man kann diese Uhren leider ganz einfach im Internet bestellen. Dies hängt mit den Gesetzesvorlagen der jeweiligen Länder zusammen. Es gibt leider zu wenig Überprüfungen dazu», antworten sie auf die Frage, warum es so einfach ist, an Fälschungen zu gelangen.

Sie sind sich auch sicher, dass jeder, der schon einmal von Rolex und anderen Marken aus diesem Segment gehört hat auch weiss, was diese Uhren kosten.

(roa)

veröffentlicht: 24. März 2022 19:42
aktualisiert: 24. März 2022 19:42
Quelle: ZüriToday

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