Flexibel arbeiten

Homeoffice soll bleiben – doch die gesetzliche Grundlage fällt bald weg

· Online seit 18.05.2022, 06:02 Uhr
Mehrere Befragungen und Studien zeigen: Über ein Drittel aller Arbeitnehmenden will weiterhin zumindest zeitweise im Homeoffice arbeiten. Doch in der Schweiz fällt ab Ende Juni die arbeitsrechtliche Regelung dazu weg.
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Das Homeoffice ist in vielen Unternehmen zu einem fixen Arbeitsplatz geworden. Seit Beginn der Coronakrise hat sich der Anteil der Menschen, die regelmässig von zu Hause aus arbeiten, in der Schweiz verdoppelt.

Studien zeigen, dass Mitarbeitende auch künftig mindestens 30 Prozent ihres Pensums im Homeoffice absolvieren wollen. «Bloomberg» berichtet, dass in den USA sogar bis zu 40 Prozent der Angestellten erwägen, den Job zu wechseln, sollten sie wieder Vollzeit ins Büro zurück müssen.

«Keine Gesetze fürs mobile Arbeiten»

Doch ist das in der Schweiz überhaupt möglich? Der Bund schränkt ab dem 30. Juni die arbeitsrechtlichen Regelungen wieder ein, im Obligationenrecht oder im Arbeitsgesetz gibt es keine expliziten Grundlagen dazu. «Unsere Gesetze sind noch nicht für das mobile Arbeiten angelegt», sagt Franziska Pertek, Rechtsanwältin und Dozentin an der Ostschweizer Fachhochschule (OST).

Um den Mitarbeitenden Homeoffice oder mobiles Arbeiten zu ermöglichen, müssten Arbeitsverträge angepasst werden. Doch hier werde es kompliziert, so Pertek: Der Hauptarbeitsort muss definiert, die Arbeitszeit erfasst und der Gesundheitsschutz gewährleistet werden. «Mitarbeitende sind mitverantwortlich für eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und die Einhaltung der Arbeitszeitvorschriften, im Konfliktfall haftet der Arbeitgeber», sagt Pertek.

Arbeitsweg als Hindernis

Laut des Marktforschungsinstitutes Gartner sehen 72 Prozent den Arbeitsweg als grössten Nachteil des «klassischen» Arbeitsmodells. 70 Prozent wünschen sich mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit.

Für rund die Hälfte der Befragten ist auch der Benzinpreis entscheidend – ein Punkt, der sich mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine noch verschärfen dürfte. Ebenfalls bemerkenswert: Ein Drittel sieht keinen Sinn, die gleiche Tätigkeit in der Firma zu machen.

Flexible Modelle gefragt

Firmenchefs und auch vereinzelt Arbeitnehmer sind der Meinung, dass durch den gemeinsamen Austausch im Büro bessere Ideen entstehen. Einen Mittelweg gehen nun viele grössere Arbeitgeber, indem sie eine Drei-Tage-Pflicht fürs Büro einführen.

Einen Schritt weiter geht Airbnb. Dort können die Mitarbeitenden selbst entscheiden, von wo sie arbeiten. Es gibt nur noch eine gemeinsame Woche pro Quartal im Büro. «Business Insider» schreibt dazu, dass nach der Bekanntgabe dieser Regeln das Jobportal von Airbnb rund 800'000 mal aufgerufen worden sei.

(rr)

veröffentlicht: 18. Mai 2022 06:02
aktualisiert: 18. Mai 2022 06:02
Quelle: FM1Today

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