Wohnungsnot

Grüne fordern weniger Wohnfläche pro Person – zur eigenen Bude schweigen sie

15.05.2023, 13:45 Uhr
· Online seit 15.05.2023, 13:29 Uhr
Bei Neubauten wollen die Grünen vorschreiben, wie viel Fläche pro Person künftig zulässig ist. Damit soll gegen die Wohnungsnot vorgegangen werden. Wenn es aber um die Wohnfläche geht, die die Politikerinnen und Politiker selber beanspruchen, wird es leise.
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Mit drastischen Massnahmen wollen die Grünen gegen die Wohnungsnot in diversen Gegenden der Schweiz vorgehen. Der Plan: Wohnfläche beschränken. Man will bei Neubauten und Neuvermietungen von Wohnungen in Gebieten mit drohender Wohnungsnot eine Mindestbelegung einführen.

Unterbelegte Wohnungen vermeiden

Für die Befürworterinnen und Befürworter gilt eine Wohnung als unterbelegt, wenn eine Person mehr als 46,3 Quadratmeter bewohnt. Das entspricht laut dem Bundesamt für Statistik dem Schweizer Durchschnitt.

Und wie wohnen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die den Wohnraum beschränken wollen? Das wollte «Watson» herausfinden und hat bei den 35 gewählten Grünen-Politikerinnen und -Politikern im National- und Ständerat nachgefragt. Viel Antwort gab es nicht. Eine der Nationalrätinnen meinte, dass man die Anfrage diskutiert habe, mit Antworten jedoch nicht zu rechnen sei.

Nur eine Parlamentarierin gibt selber Auskunft

Als einzige Ausnahme meldete sich Natalie Imboden (Grüne) zurück und legte die Karten auf den Tisch: «Persönlich wohne ich mit meiner Familie in einer Wohnbaugenossenschaft mit Belegungsvorschriften in der Stadt Bern», erzählt die Berner Nationalrätin.

«Wir leben zu dritt in einer Wohnung von insgesamt rund 98 Quadratmetern, was pro Person einen Verbrauch von knapp 33 Quadratmetern macht», erklärt sie weiter. Das würde demnach sogar den geforderten Vorgaben entsprechen.

Sie betonte gegenüber der Newsplattform, dass sie auf die Anfrage auch geantwortet hätte, wenn es anders wäre. «Da ich beim Thema Wohnen schon lange aktiv bin, war es für mich klar, hier transparent zu sein», so Imboden.

Jacke wie Hose? Umziehen ist schwieriger

Aber warum schweigt der Rest der Partei? Imboden findet, es komme darauf an, wo man Grenzen setze. «Wenn ich mich politisch für Bio-Baumwolle einsetze, dann will ich nicht im Nationalrat als Beweis meine Socken zeigen müssen, ob diese jetzt aus Bio-Baumwolle bestehen», meint die Politikerin.

Umziehen, sprich seine Wohnsituation zu ändern, sei auch schwieriger, als zum Beispiel seine Kleider-Gewohnheiten. «Nicht jede Lebenssituation erlaubt es, in eine bezahlbare Wohnung zu ziehen, wo man Platz sparen kann», so Imboden.

Der Bundesrat beantragt übrigens, das Postulat der Grünen abzulehnen. Der Vorschlag sei «nicht zielführend», lautet die Begründung.

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veröffentlicht: 15. Mai 2023 13:29
aktualisiert: 15. Mai 2023 13:45
Quelle: Today-Zentralredaktion

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