Quelle: TeleZüri / Daniel Fernandez / CH Media Video Unit / Katja Hug
Dem frisch gebackenen SP-Bundesrat Beat Jans machte während der Wahlen plötzlich ein wilder Kandidat Konkurrenz: Es war kein Geringerer als SP-Ständerat Daniel Jositsch. Bereits bei der Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga im Dezember 2022 erhielt er Stimmen – auch damals stand er nicht auf dem Ticket der SP.
Den zweiten offiziellen Bundesratskandidaten, Jon Pult, übertraf Jositsch am Mittwoch schon im ersten Wahlgang. Im dritten Wahlgang erreichte der Zürcher Ständerat 68 Stimmen, der Bündner Nationalrat schaffte nur noch 43 Stimmen.
Die Stimmen für Jositsch dürften vor allem aus dem bürgerlichen Lager gekommen sein. Eine SVP-Nationalrätin zeigt «grosse Sympathien» für die 68 Stimmen, die Jositsch erreichte. «Viele Bürgerliche hätten ihm viel eher zugetraut, alle Probleme anzupacken», sagt sie. Beat Jans gelte als schwerfällig, philosophisch und langfädiger Redner. «Daniel Jositsch ist dagegen ein Macher mit einem grossen Problemlösungsbewusstsein.»
«Die GLP wird sich freuen»
Auf Social Media rufen User zu einem Parteiwechsel auf. «Ich würde an Jositschs Stelle die Partei wechseln», schreibt ein Nutzer auf X, ehemals Twitter. Ein weiterer findet, dass er entweder selbst aus der SP austreten oder aus der Partei geworfen werden solle. Seine Unterstützung in der SP sei zerstört, findet ein User. «Die GLP wird sich freuen.»
Ist ja alles gut gelaufen. Aufregung unnötig. Ich würde an Stelle von Herrn SR Jositsch die Partei wechseln.
— Breisinger Markus (@BreisingerM) December 13, 2023
Und heute soll Jositsch entweder selbst aus der Partei austreten oder aus der Partei geworfen werden.
— Bérénice Wisard (@BereniceWisard) December 13, 2023
Es ist jetzt der Moment für Jositsch gekommen, die Partei zu wechseln. Seine Unterstützung in der SP ist zerstört. Die GLP wird sich freuen.
— Tom Wälchli (@WalchliTom) December 13, 2023
GLP-Präsident Jürg Grossen will Jositsch «keine Tipps oder Ratschläge geben», wie er gegenüber der Today-Redaktion sagt. Jositsch müsse selber wissen, was er mache. Wäre Grossen in seiner Situation, wäre die angestammte Partei aber nicht mehr die richtige Wahl. «Ich würde mich von der Partei nicht mehr getragen fühlen.»
«Stachel im Fleisch zu sein, ist gut»
Jositsch wäre nicht der erste SP-Politiker, der zur GLP wechseln würde. Die ehemalige SP-Nationalrätin Chantal Galladé und heutige Zürcher GLP-Kantonsrätin verliess 2019 die SP, weil sie mit deren Europapolitik nicht zufrieden war. Im selben Jahr wechselte der ehemalige SP-Nationalrat Daniel Frei zur GLP. Er begründete dies damit, dass die SP über die Jahre hinweg immer ideologischer und dogmatischer geworden sei.
Polit-Beobachter Hannes Britschgi ist anderer Meinung. «Daniel Jositsch trat mit Überzeugung in die SP ein und hat seine ganze Karriere dort gemacht», sagt Britschgi. Jositsch habe ein Alleinstellungsmerkmal, das er ehrenvoll ertragen müsse. «Es ist gut, den Stachel im Fleisch zu sein.» Dies erinnere die Partei immer wieder daran, dass sie mehrheitsfähig sein müsse.
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Zweimal schaffte es Jositsch nicht auf das Bundesratsticket seiner Partei. Trotzdem ist der Rückhalt der SP laut Britschgi gross. «Bei den Zürcher Ständeratswahlen erreichte er ja ein unglaublich gutes Wahlresultat.»
Samira Marti, Co-Präsidentin der SP-Fraktion, wollte auf die Frage, ob Jositsch noch in der richtigen Partei sei, keinen Kommentar abgeben. «Heute ist es der Tag von Beat Jans», sagte sie trocken und machte sich auf zum nächsten Termin. Jositsch sprach am Mittwoch nicht mit den Medien. Zumindest letztes Jahr versprach er: «Ich werde nie als Amtsträger in eine andere Partei wechseln.»