«Anti-Apple-Gesetz»

Gibt es einheitliche Ladekabel bald auch in der Schweiz?

· Online seit 22.04.2022, 05:54 Uhr
Der Binnenmarktausschuss des EU-Parlaments ist sich einig, auch wenn es dem iPhone-Hersteller Apple nicht passen dürfte: Die Pflicht zu USB-C als Standardanschluss in der EU rückt näher. Was bedeutet dieser Beschluss nun für die Schweiz?
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Einheitliche Ladekabel für Smartphones, Tablets, Kameras, Kopfhörer oder Spielekonsolen rücken ein grosses Stück näher. Der EU-Parlamentsausschuss für den Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO) hat sich am Mittwoch auf sein Vorhaben geeinigt, das Plenum dürfte dieses dann voraussichtlich im Mai bestätigen. Danach werden aller Voraussicht nach die finalen Verhandlungen zwischen dem Europaparlament und den EU-Staaten beginnen. Verständigen sich beide Parteien auf einen Kompromiss, könnte das Gesetz noch in diesem Jahr in Kraft treten. Nach einer Übergangsphase von zwei Jahren dürften dann in der EU nur noch Smartphones und andere Geräte mit USB-C-Ladekabel verkauft werden. Das bedeutet ausserdem, das einheitliche Ladekabel könnte in der EU bereits Mitte 2024 zur Realität werden.

Faktisch gesehen, ist der USB-C-Anschluss bereits bei vielen Geräten Standard. Für Apple allerdings könnte dieser Beschluss das Aus der Standard-Variante des Lightning-Anschlusses bedeuten. Zudem dürfte es auf Dauer für den Konzern zu teuer werden, zwei Varianten zu produzieren – einmal mit USB-C-Buchse für die EU und Lightning für den Rest der Welt.

Was bedeutet dieser Beschluss nun für die Schweiz? 

Dieser Beschluss hätte nicht nur für die EU, sondern auch für die Schweiz weitreichende Auswirkungen. «Beschliesst die EU, dass es ab 2024 nur noch einheitliche USB-C-Ladestecker geben wird, bedeutet das für die Schweiz, dass nur noch solche auf dem hiesigen Markt verkauft werden», so der Comparis-Digitalexperte Jean-Claude Frick. «Die anderen Anschlüsse wie Lightning werden dann langsam aber sicher aussterben.» Es mache nämlich keinen Sinn, dass Apple ab 2024 für die Schweiz alleine iPhones mit einem Lightning-Anschluss produziert.

Der Apple-Konzern betrachtet diese Pflicht zur einheitlichen Ladebuchse hingegen als innovationshemmend. Dieses Argument sei nicht ganz von der Hand zu weisen, sagt Frick. Vor zehn Jahren habe die EU schon mal einen Vorstoss gewagt. «Damals ging es um den vollkommen unpraktischen Micro-USB-Stecker, der für Konsumentinnen und Konsumenten keinen praktischen Nutzen hatte.»

Kreativität und Innovationskraft bleibt für Apple bestehen – nur anders

Allerdings bleibt beim USB-C-Anschluss weiterhin viel Kreativität gegeben. Die EU gibt ja nicht vor, «wie schnell der Akku geladen werden kann oder wie viele Daten übertragen werden können. Sondern nur, dass mit einem Stecker möglichst viele Geräte geladen werden können», fügt der Digitalexperte an. Ausserdem sei der USB-C-Stecker so weit innovativ, dass er auch in zehn Jahren noch zukunftsweisend sein könne. «Apple sucht mit der Aussage eigentlich nur eine Ausrede», erklärt Jean-Claude Frick abschliessend.

Begrüssenswert sei diese Vorgabe allemal. Zum einen müsse man beim Packen nicht mehr zig Kabel suchen und einpacken und zum anderen spare ein einziger Standard enorm Ressourcen. Damit lassen sich Tausende an Tonnen Elektroschrott vermeiden und der Geldbeutel wird ebenfalls geschont, wie die Vorsitzende des Binnenmarktausschusses Anna Cavazzini sagt.

veröffentlicht: 22. April 2022 05:54
aktualisiert: 22. April 2022 05:54
Quelle: ArgoviaToday

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