Fall Wallisellen

Gibt es eine neue Waffenszene, Herr Ständerat?

14.04.2022, 10:55 Uhr
· Online seit 14.04.2022, 07:34 Uhr
Gsoa-Vertreter Josef Lang fordert nach der Schiesserei in Wallisellen eine Verschärfung des Waffenrechts. Davon will SVP-Ständerat Werner Salzmann nichts wissen. Viel eher würden Schusswaffen die Sicherheit erhöhen.

Quelle: CH Media Video Unit / Silja Hänggi

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Bei einer Schiesserei in Wallisellen starben letzte Woche zwei Menschen. Gsoa-Vertreter Josef Lang forderte im Interview mit ZüriToday deshalb eine Verschärfung des Waffenrechts in der Schweiz. Davon hält hingegen der Berner SVP-Ständerat Werner Salzmann nicht viel, wie er uns im Interview erzählt.

ZüriToday: Kommen jetzt schwierige Zeiten auf Waffenbesitzer zu?

Werner Salzmann: Aufgrund dieses Ereignisses glaube ich nicht. Wir kennen noch nicht einmal alle Auswirkung der angepassten EU-Waffenrichtlinien. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass jetzt etwas passiert.

Das heisst, es gibt es keine Bestrebungen, das Waffenrecht zu verschärfen?

Also momentan weiss ich von keinen konkreten Bestrebungen wie Vorstössen. Aber erstens die neue Session kommt erst noch. Da weiss man nicht, ob was kommt. Und zweitens gibt es im Hintergrund immer Bestrebungen, das Waffenrecht zu verschärfen. Eine entwaffnete Zivilbevölkerung gehört ja bei verschiedenen politischen Parteien zu den sicherheitspolitischen Zielen.

Gibt es aktuell eine Veränderung in der Waffenszene?

Was meinen Sie damit?

In einem Interview mit uns sagte Gsoa-Vertreter Josef Lang, dass sich die Waffenszene verändert. Immer mehr Menschen würden sich eine Waffe zu tun.

Ich weiss nicht, was er damit meint. Ich bin passionierter Schütze und setze mich dezidiert für eine freiheitliche Regelung des privaten Waffenbesitzes für die gesetzestreue Bürgerin ein, weil Waffen ihr die Möglichkeit geben, ihre Grundrechte und ihr Land vor Gewalt zu schützen. Es hat schon einen Trend gegeben, dass mehr Waffen verkauft werden. Der Grund lag auch in der Verschärfung der Waffenrichtlinien durch die EU. Das war aber noch vor der Referendumsabstimmung zum neuen Waffenrecht vom Waffen-Referendum. Die Leute wollten Waffen kaufen, bevor sie verboten werden.

Ist das nicht gefährlich? Immer mehr Waffen?

Nein. Das Beispiel Schweiz zeigt, dass mehr Waffen nicht zu mehr Gewalt führen. Und die Schweiz ist keine Ausnahme. Es ist in der seriösen kriminologischen Forschung seit den 1990ern auch im internationalen Kontext belegt, dass es keinen Zusammenhang zwischen Waffendichte und Gewaltquoten gibt.

Wie erklären Sie sich das?

Entscheidend dafür, ob es ein Gewaltdelikt gibt oder, ist der Wille des Täters, ein solches Delikt zu verüben – und nicht, ob ein unbelebtes Stück Metall in der Nähe liegt. Für die besonders unproblematische Situation mit Legalwaffen in der Schweiz sehe ich zwei Gründe.

Erstens: Der Waffenbesitz in der Schweiz ist wesentlich auf die Verbundenheit der Bevölkerung mit der Milizarmee und das traditionelle Schiesswesen zurückzuführen, welches für die Armee einen Teil der Ausbildung übernimmt, eine Tradition die unvergleichbar mit andern Ländern ist.

Zweitens: Die Schweiz ist immer noch ein relativ konservatives Land. Judeo-christliche Werte, aus denen die Menschenrechtsidee und das Aggressionsverbot kommen, sind immer noch stärker verankert als anderswo.

Und dennoch wollen immer mehr Schweizer eine Waffe?

Seit den Anschlägen im Bataclan in Paris gibt es einen Trend zu mehr Schusswaffen. Dem sag ich aber nicht Waffenszene, sondern Bürger, die sich selber schützen wollen.

Immer mehr Waffen in der Bevölkerung? Das hört sich nicht sehr sicher an.

Warum nicht? Es gibt keinen Grund, der breiten Bevölkerung zu misstrauen. Durch die Abschaffung des Rechts auf Waffenbesitz für gesetzestreue Bürger würde man nicht Sicherheit schaffen, sondern mehr Unsicherheit. Man müsste auch mal in der Schweiz eine wissenschaftliche Studie machen, wie in den USA. Befragungen von Kriminalitätsopfern zeigen dort deutlich, dass sich diese Leute mit Waffe sicherer fühlen und Gewalttaten durch Waffenbesitz verhindert werden können – und zwar deutlich mehr, als Gewalttaten mit Waffen verübt werden.

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veröffentlicht: 14. April 2022 07:34
aktualisiert: 14. April 2022 10:55
Quelle: ZüriToday

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