Abgerissener Kopf

Expertin klärt über Mythen von Zeckenstichen auf

20.04.2023, 14:29 Uhr
· Online seit 10.09.2022, 14:45 Uhr
Das Repertoire an gruseligen Geschichten über Zeckenstiche und die von den Parasiten übertragenen Krankheitserreger ist gross und erfreut sich grosser Beliebtheit – besonders im Frühling und Sommer. Eine Zeckenexpertin spricht Tacheles.
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Schaut man sich das breite Inventar an Mythen über Zecken an, die jedes Jahr im Frühsommer thematisiert werden, kann man davon ausgehen, dass es immer noch Bedarf an Aufklärungsarbeit gibt – und das macht nun Zeckenexpertin Rahel Ackermann.

Ausdrücke wie: «Bloss nicht anfassen, die platzen!» oder «Sofort zum Arzt, sonst fällt das Bein ab» gehören zu den offensichtlichen Mythen. Doch es gibt durchaus Zecken-Mythen, die durch Einfachheit und scheinbare Logik irreführend sein können.

Was hinter den grössten und bekanntesten Mythen steckt und warum diese falsch sind, hat Ackermann in einem Bericht von zecken-stich.ch zusammengetragen.

Äusserlich kann man eine Infektion nach einem Zeckenstich an einer kreisrunden Rötung um die Stichstelle erkennen

Nicht immer. Nicht jede Infektion widerspiegelt sich in einer Rötung der Haut. Auch können Symptome wie grippeähnliche Beschwerden und Kopfschmerzen auftreten. Ist das der Fall, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Zecken kommen nur in ländlichen Gegenden vor

Nein. Dort, wo es passende klimatische Bedingungen, Wirte und die entsprechenden Pflanzen gibt, leben Zecken. In der Stadt sind das beispielsweise, aber nicht ausschliesslich, Gärten, Parkanlagen oder Friedhöfe.

Wir sind hier in der Schweiz hier gibt es keine Infektionsgefahr

Doch. In der ganzen Schweiz kommen Zecken vor, die Krankheitserreger übertragen können. Die wichtigsten Erreger, die in der Schweiz von Zecken übertragen werden, sind die Lyme-Borreliose und FSME. Es können aber auch bei uns andere Krankheitserreger durch Zecken übertragen werden, wie beispielsweise die Erreger der TularämieBabesioseNeoehrlichiose oder Anaplasmose.

Zecken kommen lediglich im Frühling vor

Jein. Optimale Bedingungen für eine Zeckenaktivität sind 14 bis 24 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 75 Prozent. Zecken können bereits stechaktiv werden, wenn die Durchschnittstemperatur am Boden, während mehreren aneinander folgenden Tagen sieben bis acht Grad Celsius überschreitet. Somit beginnt die Zeckensaison je nach Witterung bereits im März und endet im November. Im Frühling und Herbst haben die Zecken aber eine erhöhte Aktivität.»

Wer übrigens denkt, die kleinen Blutsauger überleben kalte, schneereiche Winter nicht, irrt. Zecken verkriechen sich in die Laubstreuschicht am Boden und warten bis zum nächsten Frühling, um dann wieder zuzubeissen.

Zecken lassen sich von Bäumen herabfallen

Nein, das tun sie nicht. Die bei uns vorkommenden Zecken sind keine waghalsigen Leistungssportler, die sich aus grossen Höhen auf ihre Opfer fallen lassen. Sie lauern in kniehohen Gewächsen (bis einen Meter ab Boden) und lassen sich einfach von ihrem Wirt beim Vorbeigehen abstreifen – maximaler Erfolg bei minimalem Aufwand.

Eine festgestochene Zecke sollte man durch Beschmieren mit Öl oder Klebstoff abtöten

Absolut falsch. Dadurch erstickt das Tier und kann im Todeskampf erst recht die Krankheitserreger in den Körper des Wirtes übertragen, denn Zecken nutzen ihren Speichel – in dem die Krankheitserreger zu finden sind – um sich in der Haut des Wirts zu halten. In Ackermanns Worten: «Man kann sich vorstellen, wie so eine Zecke sabbert, wenn sie erstickt.»

Zecken sollte man nur entfernen, wenn man es kann, sonst bleibt der Kopf stecken, was gravierende Folgen hätte

Falsch. Zecken kann man selbst entfernen, zum Beispiel mit einer Pinzette. Macht man alles richtig, wird das komplette Tier entfernt. Es kann vorkommen, dass der „Kopf“ in der Haut zurückbleibt, wobei es sich dabei meist um Teile des Stechapparates handelt. Diese Fremdkörper werden meist von selbst nach einiger Zeit abgestossen und müssen nicht durch einen Arzt entfernt werden.

Hier noch die Auflösung von weiteren Falsch-Informationen im Schnelldurchlauf: Zecken können unter Wasser bis zu drei Wochen überleben und kommen ohne Blutsaugen länger als eine Woche klar – richtig. Was die Verwendung von Insektenschutzsprays angeht: Die bieten keinen 100-prozentigen Schutz vor einem Zeckenstich.

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(joe)

veröffentlicht: 10. September 2022 14:45
aktualisiert: 20. April 2023 14:29
Quelle: Today-Zentralredaktion

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