Urabstimmung

Ex-Migros Chef lanciert Kampagne gegen Alkohol-Verkauf

03.04.2022, 08:09 Uhr
· Online seit 03.04.2022, 07:47 Uhr
Anfang Juni können die Genossenschafter der Migros darüber abstimmen, ob der Detailhändler künftig Alkohol verkaufen soll oder nicht. In den Abstimmungskampf mischen sich nun auch der Ex-Migros Chef Herbert Bolliger und das «Blaue Kreuz».
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Am 4. Juni lässt die Migros ihre 2,3 Millionen Genossenschafter darüber abstimmen, ob es in den Supermärkten künftig Alkohol zu kaufen geben soll. Wie die «NZZ am Sonntag» und der «Blick» schreiben, meldet sich in dieser Debatte nun eine gewichtige Stimme zu Wort: Herbert Bolliger. Er war von 2005 bis 2017 Migros-Chef und ist jetzt Teil einer neu gegründeten Vereinigung, die sich «Gruppe für die M-Werte» nennt. Diese Gruppe will für die Beibehaltung des Alkoholverbots in der Migros kämpfen.

Bolliger wollte im Migros Magazin inserieren

Gegenüber dem «Sonntags Blick» erklärt Bolliger sein Engagement so: «Durch den Verkauf von Alkohol werden die Migros-Werte geschwächt. Die Migros würde ein Stück ihrer Einzigartigkeit verlieren. Darauf wollen wir hinweisen.» Wer sonst noch Teil der Gruppe ist, will Bolliger nicht verraten. Man sei daran, eine «bescheidene, aber effektive Kampagne» zu konzipieren. Inserate und eine Website seien derzeit in Bearbeitung. Diese wollte er gar im hauseigenen «Migros Magazin» schalten, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Das lehnte die Migros-Chefetage ab. Bolliger aber sagt: «Ich begreife nicht, warum wir nicht im ‹Migros Magazin› inserieren dürfen.»

Pikantes Detail: Bolliger fädelte 2007 den Kauf von Denner ein – und verlieh dem Alkohol im Hause Migros damit mehr Gewicht. Bolliger sieht darin allerdings keinen Widerspruch und weist darauf hin, dass das Geschäft mit dem Alkohol schon lange vor der Denner-Übernahme in die Migros-Gruppe geholt worden sei – und zwar mit dem Kauf von Globus 1997. «Zudem wurde auch nach der Globus- und Denner-Übernahme in den Migros-Filialen kein Alkohol verkauft. Und das ist auch gut so.»

Kehrtwende wegen Alkohol?

Weiter beruft sich Bolliger auf Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler, dem die Volksgesundheit ein wichtiges Anliegen gewesen sei. «Auch heute investiert die Migros gezielt im Gesundheitsbereich und bietet eine Fülle gesunder Produkte an. Alkohol wäre deshalb eine Kehrtwende auf diesem Gesundheitspfad der Migros.»

Auch Blaues Kreuz kämpft gegen Alkohol in der Migros

Mit seinem Aktivismus ist Bolliger nicht alleine. Auch das Blaue Kreuz macht in einer Kampagne Stimmung gegen die Einführung von Wein und Schnaps beim Grossverteiler. Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, sollen neue Genossenschafterinnen und Genossenschafter helfen, Alkohol bei der Migros zu verhindern. Auf Social Media ruft die Suchtorganisation dazu auf, an der Alkohol-Abstimmung im Mai teilzunehmen und Nein zu stimmen: «Helfen Sie mit. Die Migros soll alkoholfrei bleiben. Wer noch nicht Genossenschafter oder Genossenschafterin ist, kann dies leicht werden». Dazu steht ein Link, mit dem man noch bis am 10. Mai einer der zehn Migros-Genossenschaften beitreten kann.

Philipp Hadorn, Präsident des Blauen Kreuzes, hofft, dass viele Neue dazu kommen, die ein Nein in die Urne legen. «Wir haben bereits zahlreiche positive Rückmeldungen auf unsere Aktivitäten auf Social Media erhalten.» Weitere Aktionen sollen folgen. «Wir werden in den kommenden Wochen die Kampagne noch intensivieren.» So wolle man neben Posts auf Facebook und Twitter auch noch Flyer verteilen.

veröffentlicht: 3. April 2022 07:47
aktualisiert: 3. April 2022 08:09
Quelle: PilatusToday

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