Pflege

Erste Bewohner ziehen ins Wiedlisbacher «Demenzdorf»

· Online seit 31.03.2022, 12:38 Uhr
Im bernischen Wiedlisbach ist bei der bestehenden Alters- und Pflegeeinrichtung Dahlia ein kleines Dorf für Menschen entstanden, die an einer Demenzerkrankung leiden. Dort sollen sie in vertrauter dörflicher Umgebung mit viel Bewegungsfreiheit leben können.
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Nächste Woche ziehen die ersten 56 Bewohnerinnen und Bewohner in die neuen, mit viel Holz gestalteten Wohnungen ein. Sieben bis acht Menschen teilen sich eine Wohnung. Diese besteht aus Einzelzimmern mit gemeinsamem Aufenthaltsraum und Küche. Dort können die Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam kochen, mit Unterstützung der zentralen Küche der Pflegeeinrichtung.

Im nahen Dorfladen können sich die Wohngruppen mit allem Notwendigen eindecken, auch mit vorgekochten Speisen. Diese können die Bewohnerinnen und Bewohner nach Lust und Laune mit Selbstgekochtem ergänzen. Der Dorfladen befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäude, das an den Dorfplatz mit plätscherndem Brunnen anschliesst. Auch ein kleines Bistro gibt es.

Obstbäume und Bänke

Eine Gartenlandschaft mit Pfaden, die alle wieder zum Dorfplatz führen, ergänzt das Juradorf. Obstbäume und Spaliere wurden dort gepflanzt, damit die Bewohner die vier Jahreszeiten erleben können. Überall gibt es Sitzbänke. Unter den Dächern nisten Schwalben und auch Fledermäuse gibt es in der ländlichen Umgebung.

Die Bewohner können sich im Juradorf frei bewegen. Verloren geht aber dennoch niemand, denn das Areal ist hermetisch umschlossen. Die Wege sind zwar verschlungen, führen aber alle mehr oder weniger im Kreis wieder zum Dorfplatz zurück. Die Bewohner müssen also nicht entscheiden, ob sie nun links oder rechts gehen müssen, um «nach Hause» zu finden.

Die Gebäude sind zweistöckig, damit auch das Liftfahren automatisch geht und die Bewohnenden nicht entscheiden müssen, in welchem Stock sie aussteigen müssen.

Das Juradorf orientiert sich an einem Pionierprojekt in Holland, das die Wiedlisbacher Verantwortlichen mehrfach besucht haben, wie Urs Lüthi, Direktor von Dahlia Oberaargau am Freitag vor den Medien ausführte. Man habe das holländische Projekt aber den hiesigen Verhältnissen angepasst.

Rund 17 Millionen Franken investierte Dahlia in die erste Etappe, in der ein bestehender Landwirtschaftsbetrieb verlegt und mehrere Wohngruppenhäuser neu gebaut wurden. In einer nächsten Etappe soll das bestehende Bettenhochhaus um drei Stöcke zurückgebaut werden, damit es sich besser in das Areal einfügt, wie Lüthi ausführte. Dafür dürften nochmals etwa zehn Millionen Franken anfallen.

Das Juradorf stehe allen Menschen unabhängig ihrer finanziellen Verhältnisse offen, Privatpatienten habe man keine, sagte Lüthi. Die Finanzierung des Heimaufenthalts erfolge über die üblichen Kanäle wie Ergänzungsleistungen.

veröffentlicht: 31. März 2022 12:38
aktualisiert: 31. März 2022 12:38
Quelle: sda

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