«What are swiss people not ready to hear?», fragte sich vor kurzem ein Reddit-User. Damit scheint er einen Nerv getroffen und vor allem Expats animiert zu haben, ihre Gedanken ins Netz zu hauen. Innerhalb weniger Stunden gehen hunderte Kommentare ein. Wir haben die besten rausgesucht.
Immobilienpreise sind unbezahlbar
Ein Punkt, der schweizweit für Diskussionen sorgt: die Immobilienpreise. So schreibt jemand: «Reichstes Land der Welt, aber keiner kann sich sein eigenes Haus leisten». So Unrecht dürfte er damit nicht haben. Die Schweiz gehört tatsächlich zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Gleichzeit sind nur etwa 42 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer Wohneigentümer.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ein sehr niedriger Wert. In Deutschland sind 51 Prozent Wohneigentümer, in Grossbritannien 63, in Italien 72, in Norwegen sogar 82. Dass dies ein wirtschaftliches Manko der Eidgenossen ist, lässt sich hingegen nicht beantworten. Verschiedene Theorien behaupten zum Beispiel, wenig Wohneigentum und demnach mehr Mietverhältnisse würde eine Wirtschaft flexibler und damit stärker machen.
Fehlt der Sinn für Humor?
Weiter unten geht es dem Schweizer Humor an den Kragen. Man müsse sich nur erfolgreiche Komikerinnen und Komiker hierzulande anschauen. «Da ist es für mich unbegreiflich, wie die beliebt sein können» und «Es gibt tatsächlich Leute, die lachen, wenn sie auf Sendung sind. Unglaublich», heisst es dort. Wie bei so vielem im Leben, dürfte jedoch auch hier gelten: De gustibus non est disputandum, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Für die Reddit-Community steht hingegen fest: Die Schweizer haben keinen Sinn für Humor.
Weiter geht es hingegen mit ernsteren Dingen. So sei das Gesundheitssystem mit jenem in Amerika vergleichbar. Eine Zwei-Klassen-Behandlung würde sich etablieren, Menschen mit geringem Gehalt müssten schlechtere Versorgung in Kauf nehmen. Ausserdem müsse man die Einstellung zur psychischen Gesundheit schleunigst überdenken: «Psychische Gesundheit ist eine echte Sache und nicht nur eine Ausrede für Faulheit», schreibt ein User.
Richtig gefühlsbeladen geht es dann beim Thema Vaterschaftsurlaub zur Sache. Dass der keine zwei Wochen lang ist, wollen manche User nicht einmal glauben. Jemand schreibt sogar: «Und ich dachte, die Schweiz sei ein entwickeltes Land.» Eine weitere Userin schlägt dann zum Rundumschlag aus und lässt ihrem Frust freien Lauf: «In vielerlei Hinsicht ist die Schweiz wirklich grossartig, aber die Elternzeit und die Einstellung zu den Geschlechterrollen ist etwas, bei dem die Schweiz wirklich versagt. Man kann keine Politik betreiben, die Menschen davon abhält, Kinder zu bekommen und Frauen benachteiligt, und sich gleichzeitig über die steigende Zahl von Einwanderern beklagen. Oder immer noch denken, dass die Hauptaufgabe der Frau darin besteht, zu Hause zu bleiben.»
«Die Kirchenglocken gehören verboten»
Kurz darauf bekommt dann das Glockenläuten sein Fett weg. So sei es eine Lüge, dass es in der Schweiz besonders ruhig zugehe. «Aus irgendeinem Grund gibt es bei uns einen Kirchturm mit zwei Glocken darauf. Keine Ahnung, warum sie zwei brauchen - oh doch, es ist so, dass sie statt einer angenehmen, aber laut klingenden Glocke eine Kakophonie des Elends erzeugen wollen, indem sie 2 Glocken gleichzeitig läuten lassen, ohne Sinn für Rhythmus oder Ordnung. Nur Läuten, Läuten, Läuten, Läuten, Läuten. Schrecklich!», schimpft jemand.
Danach geht es einem aktuelleren Thema an den Kragen. Dem Ukraine-Krieg und den Sanktionen für russische Oligarchen. «Wir verschliessen bereitwillig und wissentlich die Augen, wenn es darum geht, einige der schrecklichsten Menschen und Unternehmen der Welt zu beherbergen, nur um Geld zu verdienen», schreibt jemand. Und bekommt dafür ordentlich Zuspruch.
Keine Qualität und trotzdem sauteuer
Auch das Label «Swiss Made» bekommt ordentlich einen ab. Die Qualität von Schweizer Produkten sei oftmals nicht gut. «Swiss Made? Evade!», spottet jemand. «Im Ernst: Meistens hat etwas, das sich damit rühmt, in der Schweiz hergestellt zu sein, 0% mehr Qualität, aber 200% mehr Kosten», schreibt er weiter. Gerade bei Lebensmitteln zahle man viel zu viel für wenig Qualität. «Ich weiss nicht, wie man sich daran gewöhnen kann!»
Dumm und dämlich sei ausserdem eine Eigenart, die viele Schweizerinnen und Schweizer wohl aus ihrem Alltag kennen: der Waschmaschinen-Plan in Mehrfamilienhäusern. «Sich für einen Waschmaschinen-Slot anzumelden, ist einfach dumm», heisst es auf Reddit abschliessend. Hunderte weitere Vorwürfe füllen dort weiter unten die Seiten. Und werden heiss diskutiert.
Wie siehst du es? Schreib es uns einfach in die Kommentare.
(baz)