Russland-Sanktionen

Bundespräsident Cassis räumt schlechte Kommunikation ein

06.03.2022, 11:02 Uhr
· Online seit 06.03.2022, 10:53 Uhr
Als der Bundesrat Ende Februar erstmals vor den Medien über die Russland-Sanktionen sprach, waren die Kritik und das Unverständnis gross. Nun räumt Bundespräsident Ignazio Cassis ein, nicht gut kommuniziert zu haben.
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Nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs trat der Bundesrat am 24. Februar vor die Medien und sprach über die geplanten Russland-Sanktionen. Es war eine ungewöhnliche Medienkonferenz: Bundespräsident und Aussenminister Ignazio Cassis verlas ein Statement des Bundesrats zum Ukraine-Krieg. Danach überliess er die Erklärungen verschiedenen Fachpersonen aus dem Aussen- und Wirtschaftsdepartement. Wie die «Limmattaler Zeitung» mit Verweis auf den «SonntagsBlick» berichtet, räumt Casssi ein, Fehler in der Kommunikation gemacht zu haben.

Kritik und Widerstand

Zurück zum 24. Februar. Erst nach langen Ausführungen war klar, was die Regierung genau beschlossen hat: Zwar verurteilte sie den Angriff Russlands auf die Ukraine scharf. Doch die EU-Sanktionen übernahm sie nicht. Vielmehr wollte der Bundesrat dafür sorgen, dass diese nicht via Schweiz umgangen werden können.

Damit brachte er fast alle Parteien und das Parlament gegen sich auf. Auch aus dem Ausland gab es Kritik an der Schweizer Position. Einige Tage später folgte die Kehrtwende und die Schweiz übernahm die Sanktionen der EU vollständig.

Missglückte Kommunikation

Nun räumte Bundespräsident Ignazio Cassis im Gespräch mit dem «SonntagsBlick» ein, dass die Kommunikation nicht funktioniert hat. Es sei dem Bundesrat bei der ersten Medienkonferenz nicht gelungen, «seine Entscheide zu den Sanktionen so zu vermitteln, dass sie verstanden wurden», sagte er. Im Nachhinein sei man immer klüger.

Gleichzeitig wehrt er sich gegen den Vorwurf, der Bundesrat habe den Ernst der Lage nicht erkannt. «Der Bundesrat hat selten etwas so Wichtiges so schnell entschieden», sagte er. «Am Morgen des Kriegsausbruchs berief ich um 8 Uhr eine ausserordentliche Sitzung ein, die bereits um 11 Uhr stattfand.» Dabei sei beschlossen worden, «diese Völkerrechtsverletzung aufs Schärfste zu verurteilen».

Es sei dem Bundesrat wichtig gewesen, dass man die Schweiz nicht als Profiteurin des Krieges wahrnehme. Allerdings musste er einen Weg finden, «so weit zu gehen wie möglich, ohne dabei die Neutralität zu verletzen, und mit dem Ziel, der Diplomatie einen möglichst grossen Handlungsspielraum zu lassen». Die Umsetzung der Sanktionen habe fundierte Abklärungen benötigt.

veröffentlicht: 6. März 2022 10:53
aktualisiert: 6. März 2022 11:02
Quelle: ZüriToday

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