Urb-X

Basler Velohighway will in Deutschland hoch hinaus

19.05.2022, 11:46 Uhr
· Online seit 19.05.2022, 11:46 Uhr
Hoch über dem Autoverkehr auf einem Velohighway ans Ziel radeln: Das will Urb-x möglich machen. Mit Holzmodulen und Solarpanels konnte das Start-up bereits im In- und Ausland überzeugen. Doch einige Fragezeichen gibt es noch.
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Wer im morgendlichen Verkehr durch eine typische Schweizer Stadt will, kennt das Problem: Die Strassen sind verstopft, verschiedene Fahrzeuge und Verkehrsteilnehmer kämpfen um den beschränkten Platz auf dem Asphalt. Vor allem Velos und Autos scheinen hier in einem Dauerclinch zu liegen.

Das Basler Start-up Urb-X will diesem Problem mit einer Idee Abhilfe schaffen, die gleichzeitig gar nicht so neu und trotzdem voller Innovation ist. Urb-X will Radwege auf Stelzen knapp fünf Meter über den Boden heben und so den Verkehr entflechten. Auf dem Velohighway sollen bis zu 4000 Zweiräder pro Stunde und Richtung schnell und sicher zu ihrem Ziel kommen.

«Im Verkehr findet zurzeit ein Verdrängungskampf um Platz statt. Wir wollen eine Lösung anbieten, welche die Konfrontation durch ein Nebeneinander ersetzt», erklärt der Basler Grünen-Politiker und Urb-X-Chef Klaus Kirchmayr in der "NZZ" sein Konzept.

High-Tech-Holz-Highway

Teile des Verkehrs über die vorhandenen Strassen zu heben ist erstmal nichts Neues, schliesslich verfügen verschiedene Städte schon seit langem über Hoch- und Autobahnen auf Stelzen. Wo Urb-X allerdings punkten will, sind die Bereiche Technologie und Flexibilität.

Der aus Holzmodulen bestehende Velo-Highway lasse sich durch ein Baukastensystem relativ einfach, schnell und günstig aufbauen, verspricht der ehemalige UBS-Manager Kirchmayr. Photovoltaik-Panels in den Geländern sollen ausserdem Strom produzieren. Für die Beleuchtung und Beheizung des Wegs selbst – aber auch für mehr als 100 Haushalte pro Kilometer Fahrstrecke. Sensoren sollen bei Unfällen Alarm schlagen.

Teststrecken in Basel und Süddeutschland

Urb-X konnte für seine Idee bereits mehrere Interessenten gewinnen. Zum einen baut das Start-up auf dem Basler Wolf-Areal eine Teststrecke von 450 Metern Länge. Zum anderen konnte Kirchmayr das deutsche Bundesland Baden-Württemberg überzeugen. Dessen Verkehrsminister, Winfried Kretschmann, kündigte laut der "Süddeutschen Zeitung" den Bau einer weiteren Teststrecke in der Region Stuttgart an.

Urb-X scheint mit seinem Konzept also offene Türen einzurennen. Ganz ohne Kritik bleibt es allerdings trotzdem nicht. Claudia Bucher vom Verband «Pro Velo» sagt gegenüber der NZZ, es sei sinnvoller, dem Veloverkehr auf den bestehenden Strassen mehr Platz einzuräumen, statt neue Hochbahnen in die Städte zu bauen.

Der Verkehrsexperte Alexander Erath sieht im Interview mit "10 vor 10" weitere Probleme. «Die Velohochbahn führt dann halt zwischen dem ersten und zweiten Geschoss vor bestehenden Häusern durch.» Zudem brauche es Platz für die Rampen, die Velofahrerinnen und Velofahrer auf die anvisierte Höhe von 4,5 Metern bringen sollen. Trotz dieser Einwände ist Erath von der Lösung aber grundsätzlich überzeugt.

(osc)

veröffentlicht: 19. Mai 2022 11:46
aktualisiert: 19. Mai 2022 11:46
Quelle: Today-Zentralredaktion

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