Keine 20 Mal geflogen

Basler Geister-Jumbo wird jetzt in den USA verschrottet

28.12.2022, 09:35 Uhr
· Online seit 20.12.2022, 14:36 Uhr
Bestellt, aber nicht abgeholt: Jahrelang war eine neue Boeing 747-8i am Euro-Airport parkiert. Im vergangenen April flog sie in die USA. Jetzt ist allerdings klar, was mit dem Jumbo passiert.
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Fast zehn Jahre lang stand sie am Euro-Airport herum. Bewegt wurde die weisse Boeing 747-8i, abgesehen von zwei Testflügen, nur dann, wenn sie einem anderen Flugzeug im Weg stand. Was bei der ­Grösse hin und wieder passierte. Am 10. April trat der «Geisterjumbo», wie der Jet auch genannt wurde, einen Flug nach Arizona an. Es war, wie sich jetzt herausstellt, die letzte Reise des beinahe neuen Jets, wie die «bz Basel» schreibt.

Geschlachteter Jet 

Aktuelle Fotos vom Pinal Air Park in der Wüste Arizonas, zeigen die 747-8i mit der ­Registrierung N458BJ in nicht mehr flugfähigem Zustand. Es fehlen Verkleidungselemente am unteren Rumpf, Seiten- und ­Höhenruder sind nicht mehr zu sehen, ebenso wenig Klappen an den Tragflächen. Und auch die wertvollsten Teile eines Flugzeuges – die Triebwerke – sind bereits abmontiert worden.

Als mögliche neue Air Force One gehandelt

Ursprünglich hätte die 747-8i in Basel-Mulhouse zu einem VIP-Jet ausgebaut werden sollen. Als Besitzer war der saudische Prinz Naif ibn Abd al-Aziz Al Saud vorgesehen. Doch der Thronnachfolger starb 2012 in Genf. Abkaufen wollte der Eignerin, der «Bank of Utah Trustee», die Boeing offenbar niemand.

Die 747-8i – «i» steht für «intercontinental» – ist über 76 Meter lang, länger als jedes andere Passagierflugzeug. Die «Basler» 747-8i war 2012 von der Kelly Air Force Base in Texas nach Basel überflogen worden.

Gehandelt wurde der «Basler» Jumbo als Präsidentenjet. Die 747-8i ist das favorisierte Modell für die nächste Air Force One. Seit 1990 dienen zwei 747-200B-Langstreckenversionen dem jeweiligen US-Präsidenten für Flugreisen. Sie sollen jedoch ausgemustert werden.

Nummer «N458BJ» wurden grosse Chancen zugerechnet, eine der 747-200B zu beerben. Unter anderem, weil sie erst rund 40 Flugstunden aufwies und recht günstig zu haben war. Doch allfällige Versuche, die Boeing 747-8i für 95 Millionen Dollar weiter zu verkaufen, scheiterten an mangelndem Interesse.

Beliebt bei Regierungen

Die 747-8i wurde auch als Störmanöver gegen Airbus mit dem A380 lanciert. Allerdings war der Jumbo kein Erfolg. Boeing baute nur gerade 155 Exemplare der Neuversion davon. Grösste Betreiberin ist mit 28 Exemplaren UPS, größte Betreiberin der Passagierversion ist bis dato Lufthansa mit etwa 19 Exemplaren.

Einen Erfolg hatte der Hersteller jedoch bei Regierungen. So setzen unter anderem Ägypten, Katar, Kuwait, Marokko, Oman und die Türkei auf diese Maschinen, um die Staatsoberhäupter zu transportieren.

veröffentlicht: 20. Dezember 2022 14:36
aktualisiert: 28. Dezember 2022 09:35
Quelle: ArgoviaToday

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