Personalmangel

Badis drohen die halbe Saison geschlossen zu bleiben

09.05.2023, 11:10 Uhr
· Online seit 08.05.2023, 17:24 Uhr
Kurz vor dem Saisonstart suchen Badi-Betriebe händeringend nach Personal. Der Mangel reicht von Badmeisterinnen und -meistern bis zum Kassenpersonal. Im Notfall seien die Bäder nur bei prächtigem Badewetter geöffnet, sagt der oberste Badmeister.
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Die Badibetriebe könnten Glück im Unglück haben. Bleibt das Wetter im Mai unbeständig, gewinnen sie wertvolle Zeit. Denn: Rund zwei Wochen vor dem Saisonstart suchen die Betriebe händeringend nach Personal.

Alleine auf der Website des Schweizerischen Badmeister-Verbands (SBV) sind zurzeit über 50 Stellen ausgeschrieben. Von Badmeisterinnen und -meistern über Betriebsleitende bis zu Badaufsichten und Kassenmitarbeitenden reicht die Palette. «Das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn noch lange nicht alle Betreiber inserieren bei uns», sagt Michel Kunz, Präsident des SBV.

Einige Badegäste verderben den Job

Michel Kunz bekommt zurzeit viele Anrufe von Badi-Verantwortlichen, die ihre Stellen dringend besetzen wollen. Den Personalmangel führt er auf die vielen Jahrgänge zurück, die jetzt in den Ruhestand treten, aber auch auf die gesunkene Attraktivität der Badi-Jobs. «Die jungen Leute wollen nicht mehr am Abend und am Wochenende arbeiten.» Stattdessen träumten sie von Vier-Tage-Wochen zum gleichen Lohn. «Aber im Freizeitbereich, wo man sieben Tage abdecken muss, ist das nun mal nicht möglich.»

Einige Badegäste verderben zudem vielen den Job. «Manche Badmeister oder Badaufsichten gaben nach einer Saison auf, weil sie mit den Gästen Mühe hatten», sagt Kunz. Der Umgang mit den Leuten sei schwieriger geworden. «Sie wollen sich weniger an sicherheitsrelevante Vorgaben halten und hinterfragen alles.» Einige litten auch unter dem Dichtestress in den Anlagen und fühlten sich sofort gestört. So komme es unter Gästen oder zwischen Gästen und Personal schnell zu Reibereien.

Mit Expresskursen gegen Personalmangel

In der Gemeinde Pratteln hat der Personalmangel bereits Folgen für die Badegäste. Das Gartenbad öffnet dort erst am 7. Juni statt in der ersten Maiwoche – und mit reduziertem Betrieb.

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Damit nicht noch weitere Betriebe den Saisonstart verschieben müssen oder dieser gar gänzlich ins Wasser fällt, hat der SBV ein neues Angebot geschaffen. «Wir haben für die Badis mit Personalmangel Expresskurse gestartet, damit diese zumindest genügend Personal für die Badeaufsicht sicherstellen können.» Das Angebot richte sich an Personen, die bereits Erfahrung oder zumindest Kenntnisse in Badi-Betrieben hätten.

Angepasste Öffnungszeiten

In Deutschland hat sich der Personalmangel in einem Freibad bereits derart verschärft, dass während der ganzen Saison nur ein reduzierter Betrieb möglich ist. Von Montag bis Donnerstag bleibt das Rheinstrandbad in Karlsruhe geschlossen.

Daniel Schmid, Betreiber des Schwimmbäder-Portals «Badi-Info», beobachtet die Schweizer Szene seit Jahren. Viele Badbetreiber hätten die Daten für die beginnende Saison noch nicht bekannt gegeben, sagt er. Dass man damit bis zum Saisonstart warte, sei etwas ungewöhnlich. «Daher befürchte ich, dass Mitte Mai ein paar unangenehme Überraschungen verkündet werden.»

Szenarien wie in Deutschland sind auch in der Schweiz möglich. «Im Notfall können die Bäder den Betrieb mit angepassten Öffnungszeiten sicherstellen», sagt Michel Kunz. Zum Beispiel seien Bäder dann nur bei prächtigem Badewetter und nicht jeden Tag offen.

veröffentlicht: 8. Mai 2023 17:24
aktualisiert: 9. Mai 2023 11:10
Quelle: Today-Zentralredaktion

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