«Täterinnen»

Albert Rösti gendert im Nationalrat – aus Versehen

· Online seit 02.03.2023, 11:39 Uhr
SVP-Bundesrat Albert Rösti sprach in einem Votum im Nationalrat ausschliesslich von «Täterinnen». Auf Social Media wird heiss diskutiert, ob Rösti entgegen dem Programm seiner Partei gegendert hat. Er habe frei gesprochen, sagt eine Sprecherin.
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Wörter mit Sternchen sind der SVP ein Dorn im Auge. In ihrem neuen Parteiprogramm widmet sie deshalb ein ganzes Kapitel dem Thema «Gender-Terror und Woke-Wahnsinn». Unlängst kündigte Programmchefin Esther Friedli an, dass ihre Partei Vorstösse auf allen Ebenen einreichen werde, um gegen Gendersterne und Gleichstellungsbüros vorzugehen.

Der Bundesratsvertreter der Partei, Albert Rösti, scheint beim Genderthema hingegen ein Sonderzüglein zu fahren. Am Mittwoch debattierte der Nationalrat über eine Änderung des Strassenverkehrsgesetzes. Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter fragte Rösti: «Können Sie sagen, wie Ihre Einschätzung ist, wie viele der Raserunfälle von Ersttäterinnen und Ersttätern und Junglenkerinnen und Junglenkern ist?» Rösti antwortete darauf: «Wir hatten im vergangenen Jahr rund 400 solcher Täterinnen.» Genaue Zahlen habe er nicht.

«Rösti???? Nie!»

Auf Social Media wird derzeit heiss diskutiert, ob der SVP-Bundesrat gegendert hat oder nicht. Satiriker Hüseyin Aydemir hat die Diskussion aufgeworfen. «Albert Rösti hatte heute seinen ersten Auftritt als #UVEK-Boss im Nationalrat und hat sogleich gegendert. Ist das jetzt auch dieser #Wokewahnsinn, der vielen Leute auf den Kecks geht?», schrieb Aydemir auf Twitter.

Jemand reagierte ungläubig und meinte: «Rösti???? Nie!» Andere Userinnen und User glauben zudem, dass der Bundesrat das Raserproblem auf die Frauen schiebt.

«Ist sicher nicht einer, der gendert»

Wie interpretiert die SVP die Wortwahl ihres Bundesrats? «Bundesrat Albert Rösti, ist sicher nicht einer, der gendert», sagt Peter Keller, SVP-Generalsekretär und Nationalrat. Er vermutet, dass sich Rösti sehr korrekt ausdrücken und eigentlich von Täterinnen und Tätern sprechen wollte. «Im Eifer hat er dies nicht gemacht.»

Die Aufregung darüber auf Social Media zeige, wie sehr das Gender-Thema die Wichtigkeit einer Debatte auf Nebengleise verschiebe, sagt Keller. «Der Genderstern führt nicht nur zu einer Verhunzung der Sprache, sondern auch zu allen möglichen Verwirrungen.»

«Personen» statt «Täterinnen»

Ob er gegendert hat oder nicht, weiss Albert Rösti selbst am besten. Géraldine Eicher, Sprecherin seines Departements, sagt gegenüber der Today-Zentralredaktion: «Albert Rösti hat frei gesprochen.» In seinem nächsten Votum habe er die Zahlen präzisiert und spreche von Personen, merkt sie an.

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Tatsächlich kam Rösti in der nachfolgenden Debatte über die Gletscher-Initiative nochmals auf seine Antwort zurück. Er habe inzwischen in seinem Ordner die genauen Zahlen zum Strassenverkehrsgesetz gefunden, sagte er. «Im Jahr 2021 wurde 467 Personen wegen eines Raserdelikts der Führerausweis entzogen, davon begingen 92 Personen in den zehn Jahren vorher bereits ein Verbrechen.»

veröffentlicht: 2. März 2023 11:39
aktualisiert: 2. März 2023 11:39
Quelle: Today-Zentralredaktion

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