Romanshorn

Tauchexperte über Gin-Diebstahl: «Ohne Hilfe schafft man das nicht»

15.12.2022, 14:44 Uhr
· Online seit 15.12.2022, 13:53 Uhr
In Romanshorn hat sich ein kurioser Diebstahl ereignet. Unbekannte stahlen eine mit Gin gefüllte Kugel vom Grund des Bodensees. Doch wie kann man den 800-Kilo-Kolloss überhaupt entwenden? Wir haben beim Tauchexperten nachgefragt.
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Vergangene Woche traute Cello Fisch seinen Augen nicht. Als der Inhaber der Gin-Manufaktur, welche die Schnaps-Kugel zur Reife 23 Meter tief im See versenkte, die Kugel mit seinem Team bergen wollte, war sie spurlos verschwunden. Auch nach langer Suche mit zusätzlichen Spezialtauchern fand man das 800-Kilogramm-Objekt nicht.

Cello Fisch schliesst einen Bubenstreich aus. Zu gross wäre der Aufwand dafür. Denn um die Gin-Kugel aus 23 Metern Tiefe zu stehlen, braucht es neben Tauchern auch beispielsweise ein Boot und einen Kran. Zudem muss die Kugel an Land dann auch noch abtransportiert werden.

Quelle: FM1Today/Dario Brazerol

«Wir haben unsere Geräte hinterfragt»

Ebenfalls nicht schlecht gestaunt hat Jan Stirnemann, Inhaber und Geschäftsführer der Stuwatec Wasserbau GmbH, welche mit der Bergung beauftragt war. «Als wir die Kugel nicht gefunden haben, haben wir zuerst mal unsere Geräte hinterfragt», gibt Stirnemann zu. Sein Team und er hätten grosse Selbstzweifel gehabt.

Diese seien dann aber nach der erfolglosen dreitägigen Suche verflogen. «Wir haben das Gebiet, in dem die Kugel versenkt wurde, grossflächig abgesucht, auch mit einem Tauchroboter und Sonar. Gefunden haben wir beispielsweise alte Anker oder Bojensteine, aber nicht die Kugel. Da waren wir sicher: Die Kugel ist verschwunden.»

Kugel kann auf zwei Arten geborgen werden

Laut Stirnemann gibt es zwei Möglichkeiten, die Schnaps-Kugel zu bergen. Zum einen könne man das Objekt mittels Taucher und Kran anheben und dann auf einen Ponton oder ein Boot laden. Zum anderen könne ein Taucher einen sogenannten Hebesack, ein mit Luft gefüllter Behälter der Auftrieb verleiht, an die Kugel montieren. Dadurch steige die Kugel auf und man könne sie so «schwebend» hinter einem Boot herziehen.

Die Tiefe von 23 Metern sei laut Stirnemann nicht unbedingt ein Hindernis: «Fast jeder Sporttaucher taucht in diese Tiefe.» Und Tauchen sei mittlerweile ein Massensport. Zwar brauche es für die Bergung dann doch ein bisschen Erfahrung, beispielsweise im Umgang mit dem Hebesack, aber das könne man sich beibringen, so Stirnemann. Dass jemand den Diebstahl alleine bewerkstelligte, glaubt Stirnemann indes nicht: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand das ohne Hilfe schafft.»

Kantonspolizei ermittelt

Mittlerweile ermittelt auch die Kantonspolizei Thurgau in diesem Fall. «Für uns ist das doch auch ein aussergewöhnlicher Diebstahl», erklärt Daniel Meili, Mediensprecher der Kantonspolizei Thurgau, gegenüber FM1Today.

Für die Polizeiarbeit mache es aber keinen Unterschied, ob etwas über oder unter Wasser gestohlen werde. Speziell in diesem Fall sei aber, dass die Polizeitaucher der Kantonspolizei ebenfalls zum Versenkungsort abgetaucht seien. Sie haben dort Spuren gesichert.

Weitere Informationen wollte Meili aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mitteilen. Hinweise aus der Bevölkerung seien aber noch keine bei der Polizei eingegangen. Auch das Motiv sei noch unklar.

veröffentlicht: 15. Dezember 2022 13:53
aktualisiert: 15. Dezember 2022 14:44
Quelle: FM1Today

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