Nachwuchsmangel

Immer weniger Junge wollen in das Gastgewerbe

· Online seit 22.10.2022, 08:11 Uhr
Der Gasto-Branche fehlt der Nachwuchs. Gründe sind zu wenig Lohn, schlechtes Arbeitsklima und unattraktive Arbeitszeiten. Die Hotel und Gastro Union sieht jetzt Handlungsbedarf und fordert Massnahmen.
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Seit mehr als zehn Jahren sinkt die Zahl der Lernenden im Gastgewerbe. Gleichzeitig wächst die Zahl jener, die ihre Ausbildung vorzeitig beenden. Das teilt die Hotel und Gastro Union mit.

Keine Lust auf das Gastgewerbe

Setzt man auf die Zahlen des Bundesamts für Statistik, erhält man eine klare Antwort. 2010 entschlossen sich 3901 Schulabgänger für eine gastgewerbliche Lehre. 2021 waren es nur noch 2785. Ein Minus von rund 30 Prozent. Auffallend hoch gegenüber anderen Brachen sei zudem seit Jahren die Zahl der Lehrabbrüche in der Gastronomie und Hotellerie, so die Hotel und Gastro Union. Fast 14 Prozent der Lernenden haben die Branche noch vor dem Lehrabschluss gewechselt.

Bei Befragungen von rund 1400 Lernenden stellte sich zudem heraus, dass davon 43 Prozent mit dem Gedanken spielen, die Branche zu wechseln. Die Ausbildungsfelder, in denen die meisten in das Berufsleben mit einer Lehre starten, sind Wirtschaft und Verwaltung, Gross- und Einzelhandel und das Baugewerbe.

«In diesem Beruf muss man schwitzen»

Auch Irene Baumann, Vizepräsidentin Gastro St.Gallen, merkt das rückläufige Interesse in der Region. «Gesellschaftspolitisch ist der Beruf nicht ‹lässig›. Alle wollen konsumieren, in diesem Beruf muss man aber dienen. Früher hatten wir viel mehr Service- und Kochklassen.» Für sie sei die Freude am Beruf die wichtigste Voraussetzung und das Wissen, dass man schwitzen muss. «Für jemanden, der frisch aus der Schule kommt, ist der Alltag in der Gastronomie hart. Umso stolzer sind diejenigen, die es geschafft haben», sagt Baumann weiter. Sie sehe besonders bei der frühen Entscheidung für eine Lehrstelle eine Problematik. Oftmals sei man in diesem Prozess noch sehr jung.

Es muss sich etwas ändern

Unattraktive Arbeitszeiten, Überstunden wegen Personalmangel und mangelnde Wertschätzung seien gemäss der Hotel und Gastro Union Gründe, welche den Beruf so unattraktiv machen. Hinzu komme ein verhältnismässig schlechter Lohn. «Das kann so nicht weitergehen», findet der Branchenverband. Die Arbeitszeitmodelle müssten flexibler werden. Das fange bei einer früheren Bekanntgabe der Dienstpläne an. Auch beim Führungsstil brauche es einen Kulturwandel. Immer noch gebe es Berufsbildner, die ihre Lernenden wie billige Arbeitskräfte behandeln und ihrem Ausbildungsauftrag ungenügend nachkommen.

Zudem fordert die Organisation Lohnerhöhungen auf allen Qualifikationsstufen. Die Hotel und Gastro Union möchte diese Ansätze gemeinsam mit den Verbänden der Arbeitgeber weiterverfolgen und umsetzen. 

veröffentlicht: 22. Oktober 2022 08:11
aktualisiert: 22. Oktober 2022 08:11
Quelle: FM1Today

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