Medi-Notstand

Grippe-Medikamente für Kinder werden knapp – die wichtigsten Fragen und Antworten

· Online seit 17.12.2022, 06:34 Uhr
Die Grippe geht in der Schweiz um. Betroffen sind insbesondere auch die Kinder und Jugendlichen. Erschwerend dazu kommt, dass es derzeit Engpässe bei Hustensirupen und Antibiotika für Kinder gibt. Doch was heisst das? Und wie geht es weiter?
Anzeige

In der Schweiz werden gewisse Medikamente zur Mangelware. Besonders problematisch: Überall wird «ein deutlicher Anstieg der Influenza-Aktivität» verzeichnet, wie es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) heisst. Wieso die Situation gerade für Kinder heikel ist, erklärt Claudia Meier-Uffer, Präsidentin des Apothekerverbands St.Gallen/Appenzell.

Wie sieht die Medikamentensituation in der Schweiz aus?
In der Schweiz fehlen derzeit verschiedene Medikamente, oder es gibt sie nur noch in kleinen Mengen. Claudia Meier-Uffer: «Problematisch ist die Situation momentan beim Hustensirup, den Erkältungspräparaten und Antibiotika für Kinder.»

Gibt es Alternativen?
Gerade Erkältungspräparate gibt es sehr viele, da empfiehlt Meier-Uffer den kranken Personen Flexibilität: «Sie müssen halt manchmal nehmen, was gerade erhältlich ist.» Schwieriger wird es beim Hustensirup. «Hustenstillende Präparate sind praktisch alle ausverkauft. Dann muss man halt wieder zurück zu Milch und Honig und Hustentee», sagt Meier-Uffer. Keine Alternativen gibt es bei den Antibiotika.

Was bedeutet die Antibiotika-Knappheit für Kinder?
«Wenn ein Kind einen bakteriellen Infekt hat, der dazu kommen kann, wenn man eh schon ein Virus hat, wird es problematisch. Da braucht man viel Phantasie und Vorsicht, um über die Runden zu kommen. Ich hoffe sehr, dass wir diesen Winter überstehen und die Antibiotika-Engpässe wieder nachlassen», sagt Meier-Uffer.

In meiner Apotheke fehlt ein Medikament. Wo finde ich Ersatz?
Die Apotheken sind häufig selbstständige Unternehmen und nicht untereinander vernetzt. Meier-Uffer rät: «Vielfach findet man noch die gewünschten Medikamente bei den grösseren Apotheken oder in einer Quartierapotheke, die nicht gerade überrennt wird.»

Wieso trifft die Grippe momentan genau die Kinder?
«Kinder sind eine spezielle Gruppe», sagt Meier-Uffer. Sie haben in ihrem Leben noch nicht so viel Kontakt mit Grippeviren gehabt, ihr Immunsystem ist noch nicht so fit wie bei Erwachsenen. Meier-Uffer: «Im Moment gibt es noch viele andere Erkältungsviren, die Kinder plagen können.»

Mein Kind hat Fieber. Soll ich zum Arzt gehen?
Meier-Uffer: «Bei hohem Fieber oder rasch ansteigendem Fieber sollte man einen Arzt aufsuchen.»

Die Festtage stehen bevor. Was heisst das für die weitere Entwicklung?
Die Krankheitsfälle steigen regelmässig in dieser Zeit. Die Leute sitzen enger zusammen, das Ansteckungsrisiko steigt. «Wer erkältet ist oder Symptome hat, soll nicht die Grossmutter im Altersheim besuchen. Auch kleine Kinder sollte man dann nicht unbedingt in der Nähe haben», sagt Meier-Uffer. Kurz: Bei Krankheit bleibt man zu Hause und meidet andere Menschen.

Hat die aktuelle Grippewelle auch mit Corona zu tun?
In den letzten beiden Jahren war die Grippe praktisch inexistent. «Wir hatten Masken, genügend Abstand und uns regelmässig die Hände desinfiziert. Damit haben wir die besten Massnahmen getroffen», sagt Meier-Uffer. Jetzt sei es wieder ein «normaler Winter».

Gibt es mehr Grippefälle als vor Corona?
Jein. Speziell ist, dass die Grippewelle früher startete. Meier-Uffer: «Normalerweise ist der Höhepunkt erst gegen Ende Dezember oder im Januar. Das hat natürlich auch mit den Temperaturen und dem Klima zu tun. Und auch damit, dass wir wieder ohne Masken sind.»

Härtet uns eine Grippe ab?
«Jede Virusinfektion ist auch ein Fitnesstraining fürs Immunsystem, man baut Immunität auf, man hat eine stärkere Abwehr», sagt Meier-Uffer. Doch diese Abwehrkräfte halten nicht an und gerade das Grippevirus ändert sich sehr schnell. «Deshalb muss man sich auch jedes Jahr wieder neu dagegen impfen lassen.»

Wie schützt man sich am besten gegen die Grippe?
«Die Impfung ist der beste und sicherste Schutz. Damit schützt man auch andere Leute, weil man das Virus nicht mehr übertragen kann», sagt Meier-Uffer. Sie empfiehlt aber auch Hausmittel wie Vitamin C und D oder vitaminreiche Kost. Und: Hygiene und Abstand.

Braucht es bei der Grippe immer Medikamente?
Meier-Uffer: «Es kommt auf die Situation an. Es gibt Leute, die sehr schwer darunter leiden, die hoch Fieber haben. Da helfen Medikamente.»

«Ohne Medikamente dauert eine Grippe eine Woche, mit Medikamenten sieben Tage» – stimmt dieser Spruch?
«Ja, das ist korrekt. Aber es macht einen Unterschied, ob man einen Nasenspray nimmt und wieder atmen kann oder ob man die ganze Zeit eine laufende Nase hat», sagt Meier-Uffer. Die Medikamente könnten eine Grippe also erträglicher machen, auch wenn sie nur die Symptome bekämpfen.

veröffentlicht: 17. Dezember 2022 06:34
aktualisiert: 17. Dezember 2022 06:34
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch