Starke Windböen

Zwei Züge im Kanton Bern entgleist – auch drei Kinder unter Verletzten

31.03.2023, 22:55 Uhr
· Online seit 31.03.2023, 17:48 Uhr
In der Nähe des Bahnhofs Lüscherz ist ein Zug der Aare Seeland mobil entgleist. Bei dem Vorfall wurden mehrere Personen verletzt. Auch in Büren zum Hof kam es zu einer Entgleisung der RBS – jemand wurde dabei schwer verletzt.

Quelle: TeleBärn/Vroni Fehlmann

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Der verunglückte Zug des Bahnbetreibers Aare Seeland mobil war in Fahrtrichtung Biel unterwegs. Die Kantonspolizei Bern bestätigt die Entgleisung in Lüscherz gegenüber BärnToday. Eine entsprechende Meldung sei kurz nach 16.30 Uhr eingegangen.

Gemäss bisherigen Erkenntnissen sei der Triebwagen der Zugkomposition bei starkem Wind kurz vor dem Bahnhof Lüscherz im Bereich Grossimatte auf die rechte Seite gekippt. Der gekippte Wagen rutschte daraufhin einige Meter eine kleine Böschung hinunter und kam schliesslich auf der rechten Seite liegend zum Stillstand, teilt die Kantonspolizei Bern am Freitagabend mit. Die restliche Zugkomposition sei noch einige Meter auf den Gleisen weitergefahren, bevor sie zum Stehen kam.

Die Einsatzkräfte rückten sofort vor Ort aus, um die notwendige Hilfe zu leisten. Drei Personen, die sich im umgestürzten Triebwagen befanden, darunter der Lokführer, seien verletzt und von vier Ambulanzteams medizinisch erst versorgt worden, ehe sie ins Spital gebracht wurden.

Die Feuerwehr Jolimont sowie die Berufsfeuerwehr Biel standen für die Bergung betroffener Personen im Einsatz. Insgesamt befanden sich laut Kapo Bern zum Unfallzeitpunkt 16 Personen im Zug.

Drei verletzte Kinder bei Entgleisung in Büren zum Hof

In der Nähe des Bahnhofs Büren zum Hof kam es nur 20 Minuten später ebenfalls zu einer Zugentgleisung, wobei mehrere Menschen verletzt worden sind. «Zwölf Personen wurden verletzt, eine erwachsene Person schwer», sagt Magdalena Rast, Mediensprecherin der Kantonspolizei, gegenüber TeleBärn vor Ort. Bei drei der Verletzten handle es sich um Kinder. 40 Personen hätten den Zug unverletzt verlassen können.

Die Unfallursachen würden nun durch die Kantonspolizei Bern ermittelt. Gemäss der Bahnbetreiberin Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) dürften starke Windböen die Unfallursache gewesen sein. Sowohl der RBS- als auch der ASM-Zug entgleisten auf Schmalspurstrecken.

Zur Bewältigung des Ereignisses in Büren zum Hof wurden zahlreiche Rettungs- und Einsatzkräfte aufgeboten. Neben vier Ambulanzteams, einem Notarzt und zwei Rega-Crews waren dies zum einen zahlreiche Patrouillen und verschiedene Spezialdienste der Kantonspolizei Bern. Zum anderen standen insgesamt 17 Angehörige der Berufsfeuerwehr Bern und der Feuerwehr Fraubrunnen, das Care Team des Kantons Bern, Mitarbeitende des RBS sowie der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) im Einsatz.

Zum Zeitpunkt des Unfalls verzeichnete eine Messtation im nahe gelegenen Koppigen BE laut Meteonews eine Böe mit 136 km/h. Das ist Orkanstärke.

Die Zugstrecke zwischen Jegenstorf und Solothurn ist unterbrochen, es verkehren jedoch Ersatzbusse.

Auch in anderen Regionen Streckenunterbrüche

Auch in anderen Regionen sorgten die starken Winde für Streckenunterbrüche. So meldete der Bahnverkehrsinformationsdienst Railinfo am späteren Nachmittag Unterbrechungen wegen Unwetterschäden zwischen Kerzers FR und Ins BE auf der Linie Bern-Neuenburg.

Auch die Linie Olten-Luzern war zwischen Sempach-Neuenkirch und Emmenbrücke aus diesem Grund unterbrochen. Die Berner Kantonspolizei meldete am späteren Abend per Twitter, zwischen 14 und 21.30 Uhr seien bei den Einsatzzentralen rund 100 Schadenmeldungen wegen des Wetters eingegangen. Die meisten betrafen umgestürzte Bäume oder weggewehte Gegenstände.

In Jegenstorf BE wurde eine Person in einem Hühnerstall eingeklemmt und verletzt.

5000 Blitze

Schon am Morgen und am früheren Nachmittag hatte der Sturm «Mathis» Bäume gefällt und auch im Strassenverkehr für Probleme gesorgt. Betroffen waren etwa die A1 im Kanton St. Gallen zwischen Meggenhus und Rheineck sowie zwischen Lausanne und Genf bei Coppet.

Auch auf der A3 im Kanton Schwyz fiel bei der Raststätte Fuchsberg ein Baum in den Fahrbahnbereich. Teilweise stellten Bergbahnen wegen der starken Winde den Betrieb ein, so zum Beispiel die Standseilbahn Beatenbucht-Beatenberg im Kanton Bern. Auch auf dem Wasser hatte der Sturm Auswirkungen. Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt stellte den Betrieb zwischen Romanshorn und Friedrichshafen ein.

Die heftigste Phase des Sturms wurde bis 17 Uhr erwartet – als es zu den Zugentgleisungen im Kanton Bern kam. Meteoschweiz warnte teils vor «erheblicher Gefahr» (Stufe 3 von 5). Es handle sich um die stärkste Sturmlage seit Jahresbeginn, sagte eine Meteorologin dem «Tages-Anzeiger». Bis zu 5000 Blitze registrierten die Meteorologen bei den durchziehenden Gewittern.

Am Samstag soll es windig weitergehen, wenn auch mit etwas geringeren Windgeschwindigkeiten. Im Flachland seien auch am Samstag Böen von 60 bis lokal 90 km/h möglich, schrieb etwa SRF Meteo.

(sda/red.)

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veröffentlicht: 31. März 2023 17:48
aktualisiert: 31. März 2023 22:55
Quelle: BärnToday

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